9. September

Gorgonius, Peter Claver, Korbinian

Bringt St. Gorgon Regen,
folgt ein Herbst mit bösen Wegen. -

St. Gorgon
bringt die Lerchen davon.

Legende:

Corbinian (9. September). Er stammt aus Chartres bei Melun in Frankreich, war einsiedlerischen Gemütes und wich allen Ehrenbezeugungen des fränkischen Hofes aus. Er pilgerte nach Rom, um dort in Ruhe zu sein. Doch Papst Gregor ll. erkannte seine Fähigkeiten, machte ihn zum Bischof und erteilte ihm den Auftrag als Missionär zu wirken. Dies tat er in Frankreich, zog sich aber seinem Drange zur Einsamkeit folgend wieder in seine Zelle zu Chartres zurück. Sieben Jahre lang.

Hernach wallfahrtete Corbinian wieder nach Rom, um dort der bischöflichen Würde loszuwerden, und geriet auf dem Wege durch Bajuwarien an den Hof des Herzogs Grimoald.

Der aber wurde sein weiteres Schicksal.

Zwar entließ er ihn zur zweiten Fahrt nach Rom, auf der Rückreise aber von dort wurde Corbinian in Mais von Beamten des Herzogs angehalten und mußte dort ausharren, bis weitere Anordnungen vom herzoglichen Hofe einlangten.

Diese Wartezeit nützte Corbinian, durch die Gegend zu streifen, und, wie es heißt, gefiel ihm das milde, fruchtbare Etschland sehr wohl. In Cainina (dem heutigen Kuens) hatte er sich gerne eine Klause gebaut, obschon oder vielleicht weil es - nach Aribo, dem Biographen Corbinians - ein abgeschiedener Ort war zwischen Finale und Timon (Valtnaunschlucht) und noch kein Haus stand; doch Corbinian hatte eine besondere Vorliebe für diese einsame und sonnige Gegend.

Da berief ihn Grimoald zu sich nach Bajuwarien.

Corbinian weigerte sich aber vor dem Herzog zu erscheinen, bis sich dieser nicht von Pilitrude, dem Weibe seines verstorbenen Bruders getrennt habe. Reumütig taten sie es. Corbinian hatte damit wohl mehr Glück als Johannes der Täufer, der eine ähnliche Forderung mit seinem Haupte bezahlen mußte.

Er hatte auch das Glück, Grimoald für eine andere Schönheit begeistern zu können, nämlich für die seines geliebten Etschlandes und reiste mit dem Herzog - nach Gründung der Kathedrale Freising - in unser Südland.

Dort kaufte Grimoald für das neue Bistum Freising Grund und Boden in Cainina, und Corbinian legte Weinberge an und pflanzte Obstbäume für die Armen, baute eine Kirche mit den Patronen Valentin und Zeno und daneben einen kleinen Widum, für sich aber davon entfernt eine Zelle, die der Sage nach im alten Luitprand-Hofe gewesen sein soll, und sie berichtet auch von der Einführung des Weinbaues durch den Bischof. Obstbäume aber pflanzte Corbinian auch auf dem von ihm 720 erstandenen Gute in Chorzes (Kortsch ob Schlanders).

734 starb Corbinian als Bischof in Freising und wurde über seinen Wunsch neben Valentin auf der heutigen Zenoburg (Castrum Majense) beigesetzt, vierzig Jahre später auf Betreiben Aribos, seines zweiten Nachfolgers als Bischof von Freising, dorthin überführt.

Ja, das ist wohl eine Heiligenbiographie, wird mancher Leser sagen, aber in welches Südtiroler Brauchtum ist dieser Corbinian verwickelt? In ein sehr schönes, lieber Leser. In die Liebe zu einem Teile unserer Heimat, in die Gründung eines Dorfes, in dem man Corbinians Tat weiterpflegt: Wein zügelt und Obst pflanzt und den Heiligen aus Dank auf den Altar gestellt hat und so ihm die Treue hält, die er unserem Lande hielt, ja aus unserer Erde sogar einst auferstehen wollte.

Sollte der nicht hieher gehören, den in seinem Buche "Heimat des Herzens" ein Josef Weingartner den "Entdecker des Burggrafenamtes" nennt?

Volkskundliche Hintergrundinformationen:

Am einprägsamsten wirkt die Lage des Dörfchens Kuens von der Schennaner Talseite her, etwa von der gotisch geformten Grabmalkirche Erzherzog Johanns aus. Da löst sich die Kuenser Siedlung als ein langer, schmaler, schier dreikantiger Hang gleich einer gotischen Falte aus dem grünen Mantel der Spronser Berge: oben beinahe spitz beginnend, abwärts immer breiter auslaufend und scharf herausgeschnitten durch die beiderseitigen Schluchten des Finale- und Valtnauntales: unten ist sie breit und grauweiß besäumt mit der Straße ins Passeier. Zwei Dutzend Gehöfte finden sich da eingebettet in dichtes Weinlaub, darüber dann ruhend auf Wiesenmatten, die sich in das Waldesdunkel des Berges verlieren. In der Mitte dieses Bildes steht ruhig und schlicht wie ein Hirte. der sich an seinen Stock lehnt, die Kirche mit dem grauen Turm, und warme Sonne des Südlandes umglänzt den vergoldeten Turmknauf.

Und von einem der zeitgebräunten Höfe steht zu lesen: vor fast siebenhundert Jahren habe das Stift Freising diesen Hof an einen Notar um sechs Yren Zinswein verpachtet.

Wie kamen die Freisinger im Bayrischen draußen auf unsere Höhen und gar zu unserem guten Kuenser Tropfen? Ja, weil ein Heiliger keineswegs alleweil nur mit dem Himmel zu liebäugeln braucht, sondern ganz gut seinen Blick auch auf Irdisches werfen kann wie etwa der Rompilger Corbinian.

Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 64ff

 


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