25. Mai

Urban, Gregor, Lambert.

Zusammengestellt von © SAGEN.at

St. Urbani säe Flachs und Hanf. -

Strahlt Urban im Sonnenschein,
gibt's vielen guten Wein. -

Scheint an Urbanstag die Sonne,
so gerät der Wein zur Wonne,
regnet's aber, nimmt er Schaden
und wird selten wohl geraten. -

Urban gibt den Rest,
wenn Servaz noch was übrig läßt. -

Danket St. Urban, dem Herrn,
er bringt dem Getreide den Kern. -

Wenn St. Urban kein gut Wetter geit,
wird er in die Pfützen geleit.

Scheint die Sonne am Urbanitag,
wächst gut Wein nach alter Sag'.

Sankt Urban hell und rein
Segnet die Fässer ein,

Hat Urban Sonnenschein,
Verspricht er viel und guten Wein.
Bringt er Regenschauer,
Wird er sauer.

Sankt Urban naß,
Bringt nichts ins Faß.

Legende:

Urban (25. Mai) erscheint uns auf Altarbildern, auf seidendamastenen, weinroten Kirchenfahnen, auf der Mauer rebenumrankter Bauernhöfe, auf Kellertüren, ja in die hohen Gährstander eingeschnitzt, als Statue, sitzend auf einem Throne, der bei Prozessionen mitumgetragen werden kann, geschmückt mit der päpstlichen Tiara auf dem angegrauten Haupte, den Hirtenstab in der einen Hand, in der anderen eine Traube oder einen goldenen Kelch, der sich aber nicht auf den Trunk löblichen Südtirolers bezieht, sondern weil er als Papst (223-230) für das Meßopfer einen solchen bestimmte.

In Mittelfrankreich begnügt man sich mit einem Bischof von Langres, der freilich auch Urban hieß, im 5. Jahrhundert lebte und am 2. April gefeiert wird. Er soll sich vor seinen Verfolgern wochenlang im Schütze eines großen Weinstockes versteckt haben, bis er entdeckt und gemartert wurde.

Daraus mag man ermessen, wie viel vom Himmel abhängt, ob der Wein gerät oder nicht, und wie viele Blicke der Bauer wird zum Himmel auftun müssen! Zum Himmel auftun!

Der Bauer hat sich darum in Südtirol wie anderwärts und in Mittelfrankreich um einen Urban als Weinpatron umgesehen.

heilige Urban © Berit Mrugalska
Der heilige Urban im bischöflichen Ornat mit der Weintraube, Holzskulptur
hier als Leuchterbekrönung in einer alten Bauernstube, Gasthof zum Stern, Ötz im Ötztal
© Berit Mrugalska, 8. Mai 2005

Volkskundliche Hintergrundinformationen:

Dies war auch schon vor alters ein heiliger Brauch. Bei den Griechen erfreute sich Dionysos hauptsächlich im Gefolge des Weinbaues höchster Verehrung, er ist der Geist des Wachstums, wohnt gerne im niemals verwelkenden Efeu und im Weinstocke, wie es etwa die Legende vom Bischof Urban von Langres berietet. Daher knüpft sich ein großer Teil der ihm zu Ehren gefeierten Feste an Weinbau und Weinbereitung. So an den Genuß des neuen Weines nach Vollendung seines Kelterns (Törggelen!).

Die Dionysien vom 9. bis 14. des Monats Elaphebolion (März) wurden mit festlichen Aufzügen und dramatischen Aufführungen gefeiert, Umzüge mit dem Dionysosbilde als Weinprozessionen.

Auch bei den Römern stand Dionysos oder Bacchus in höchsten Ehren und seine Frühlingsfeste hießen auf dem Lande "Rustica", in der Stadt aber "Urbana".

Und unser Weinpatron heißt Urban, in Südtirol nicht anders als in Mittelfrankreich. Große Landstriche waren mit Reben bepflanzt und verlangten den Segen von oben, und man mußte der großen Schar der Winzer einen Patron geben im Sinne des Papstes Gregor, um die heidnischen Gottheiten zu verdrängen und vergessen zu lassen.

Brauchtum:

Wie hoch St. Urban bei uns in Verehrung steht, wurde schon eingangs erwähnt. Weinprozessionen fallen bei uns aber in die Zeit der Weinblüte, um vom Himmel gedeihliches Wetter zu erflehen, wozu auch die Bittwoche einzubeziehen ist. Vier solcher Umgänge, Traubenprozessionen genannt, halten im Sommer die Maiser ab, wobei von Bauern der Heilige allein herumgetragen wird. Dieselbe Ehre wird ihm in einem weitläufigen Bittgange auf der Marlinger Lehne zugebilligt. Vier Saltner holen ihn. umkränzt von blühenden Rebzweigen und Rosmarin, aus der Kirche von Marling, tragen ihn durch die Weingüter nach Tscherms und Baslan usw. Hierin werden Anklänge gefunden an den Brauch unserer rätischen Voreltern, geziert mit Kränzen und Zweigen im Mai einen Umzug durch die Felder zu machen. Die Marlinger halten am Rosenkranzsonntag im Herbst nach der Weinlese eine Dankprozession.

"Ferggele" heiliger Urban © Berit Mrugalska
"Ferggele" heiliger Urban, Pfarrkirche in Tschars (Südtirol)
© Berit Mrugalska, 18. Mai 2005

Am höchsten dürfte sich Urban wohl geehrt fühlen durch die prächtige Prozession am Himmelfahrtstage, wo die Bewohner des Dorfes Tirol bereits Fronleichnam begehen zum Zeichen ganz besonderer Verehrung wird seine thronende Statue (Ferggele) um den Segenbühel herum in die Kapelle getragen.

Zeiten und Völker wechseln und ändern sich, doch alte, in Himmel und Erde verwurzelte Bräuche bestehen weiter.

Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 29ff

Zusammengestellt von © SAGEN.at

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