Naturkunde Region Schwaz - Hall, Tirol


Von Dr. K. W. von Dalla Torre

Stans 566 m.
Erdbeben: 1903 14. XII. 23h 21m.
Pest 1611 mit Wolfsklamm des Stanserbaches 300 m lang, mit Wasserfällen, Tümpeln, Stollen usw. —

Rechts Fiecht 567 m auf Schwemmschuttkegel, darüber glaziale Terrassenschotter; oberhalb graue Mergel mit flachen Ammoniten.
Mineralien: Auf Braunstein im Wettersteinkalk am Hamwalde, Versuchsbau.
Fauna: Bärenjagd 14. V. 1898.
Erdbeben: 1888 23. X. 2h 11m; 1896 29. XII. 21h; 1900 4. III. 18h NO — SW; 1902 19. VI. W 10h 24m; 1903 9. XII. 21h 6m, 14. XII. 23h 22m NO — SW; 1904 29. IX. 1h 50m; 1905 24. II. 6h 24m, 1. III. 3h 25m, 25. IX. 16h 42m v. O, 27. XII. Oh 40m O — W; 1907 1. XII. 14h 15m, 2. XII. 1h 5m; 1908 5. II. 12h 23m v. N, 17. II. 3h 5m; 1909 13. I. 1h 45m.

Schwaz 538 m: Tabakfabrik, Majolikafabrik.
Geologie: Auf dem mächtigen Schuttkegel des Lahnbaches v. n. Kellerjochabhang. Um die Stadt vor Vermurung zu schützen, hat man seit Jahrhunderten den Bach zwischen Ufermauern eingeschlossen, innerhalb welchen er sein Bett erhöhte, so dass er jetzt hoch über den Straßen herabgeführt wird. Im S Augen- u. Granitgneis, am Grunde quarzitische Schiefer und Quarzphyllit, in ihm der Bach. Darüber Schwazer Dolomit mit den Kupfer- u. Silberbergwerken und roter Sandstein m. Dolomit- u. Schieferbrocken, dann Buntsandstein, Rauhwacke, Schieferletten, Muschelkalk u. Partnachschichten. Im N wesentlich Wettersteinkalk, auch Jura und Aptychenschichten; am Fuße n. u. s. Glazialgebilde.

Bergbau: „Fahlerz-u. Kupferkiesbergbau der Gewerkschaft Schwazer Bergwerksverein in Schwaz; a) Fahlerzbergbau Falkenstein-Ringenwechsel, b) Kupferkiesbergbau Kellerjoch.“ Auf Eisen. Zahlreiche Baue schon im 16. Jahrhundert bekannt, heute fast sämtlich aufgelassen. Das Erz meist lagerförmig, in quarzreichem Gneisphyllit vorkommender Spateisenstein, gewöhnlich mit Kupferkies u. Fahlerz, worauf in alter Zeit, bis 1773, allein gebaut wurde; Ertrag an Silber und Kupfer gering

1. Alte Zeche (Bertha-Grube) Zapfenschuh und Heiligkreuz, w. mit Spateisenstein, Kupferkies, Fahlerz, Bleiglanz, Bournonit ehemals reich, dann aufgelassen; anfangs 18. Jahrhundert vom Montanärar wieder aufgenommen und in der Bertha-Grube bis heute erhalten.

2. Breitlaub und Bruderwald zwischen Rapp- und Tatzelbach, Spateisensteingänge; 1837 — 40 Schürfungen; 1847 erlegen.

3. Schwazer Eisenstein sw. v. Schwaz oberhalb Pirchanger, Spateisensteingänge. 1847 entdeckt, erst auf Kupfer gebaut, 1695 Abbau v. Eisenerzen; 1840 — 60 lebhafter Betrieb, 1890 aufgelassen. Bad ohne Analyse.

4. Schwader  am NO-Abhange des Kellerjochs. Klima: Siehe den Anhang. Spateisensteinlager mit Kupferkies. Im 17. Jahrhundert auf Kupferkies eröffnet, 1870 vom Montanärar an eine Aktiengesellschaft verkauft, jetzt Privatbesitz. Die Erze werden mittels Drahtseilbahn (15 km) nach Jenbach gebracht.
Erdbeben: 1898 3. III. 8h 28m; 1903 14. XII. 23h 15m u. 23h 30m. Lawine 12. II. 1847, 25 Bergleute verschüttet.

5. Weithofen  auf der Gratzenalpe an den Quellen des Öchselberges. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts aufgeschlossen und belegt; Abbau durch die Jenbacher Berg- u. Hüttenverwaltung; reine und reiche Spateisenerze. Auf Kupfer und Silber. Das Erz ist quecksilberführendes Fahlerz, gang-, lager-, putzen- und stockförmig in Schwazer Dolomit in verschiedenen Richtungen fallend mit Azurit, Malachit, Rotkupfererz, Bleiglanz, Brauneisenstein, Eisenglanz, Flussspat, Kalkspat und Quarz. Der Silberbergbau, schon Mitte des 15. Jahrhunderts bekannt, blühte in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts im Besitze der Fugger in Augsburg. Es sollen damals 30 000 Menschen beschäftigt gewesen sein; der Bau am Falkenstein allein lieferte von 1521 — 64 Brandsilber im Werte von mehr als 2000000 M. und fast 1000000 Ztr. Kupfer. Man schätzte die Gesamtausbeute zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert auf 3 ¾ Mill. M. Brandsilber u. 2 ½ Mill. Ztr. Kupfer, zusammen im Werte von 270 ½ Mill. Gulden. Doch ging der Ertrag rasch zurück. Im 18. Jahrhundert belegte das Montanärar die Baue, später nahm der Schwazer Bergwerksverein den Betrieb teilweise wieder auf; heute in Privathänden. Ausgedehnte Halden am Gehäng östlich der Stadt.

1. Falkenstein ö. v. Schwaz. Tagausbiss in 1200 m Höhe am Kogelmoos, von hier bis unter die Talsohle reichend; Erbstollen 540 m Seehöhe. Als Raubbau 1421 begonnen; 1526 größte Silbererzeugung; 1827 eingestellt.

2. Reichental (Weittal) nö. der Ruine Rottenburg. Eröffnung ca. 1580 bis 85 durch Ringenwechsler Gewerke und mit diesen im Zusammenhang. 1650 Erzgänge abgebaut, Bau wegen Mangel neuer Aufschlüsse aufgelassen. 1893 Versuche der Wiedergewältigung. Mittels einer neuen Stollenanlage wurden die alten Baue unterfahren und schönes Erzlager erschlossen, das seither im Bau steht. 1620 Pocherbau.

3. Ringenwechsel, zwischen Inntal und Öchselbach; die zahlreichen Gruben oberhalb Troy. Beginn 1475, Blütezeit 1480 — 1550. Nach 1600 Einbau von „Wetterfåchern“ (Ventilatoren) wegen „feurigen Schwaden“ durch Zersetzung der schwefelhaltigen Erze. 1680 Bau  eingestellt. 1780 und 1840 neu belegt, doch schwache Förderung. Natursage: „Bergklöpferl“, altes Männchen, das klopft und dadurch baldigen Fund von Silber verkündet.

4. Radaun, am S-Abhange des Ringenwechsler Rückens. 1580 eröffnet und 50 Jahre betrieben. Die Erze auf einem  Saumwege über das Dennenjoch (1546 m) über Troy und Maurach nach Jenbach geschafft, daher „Dennenbau“ genannt.

5. Palleiten bei Wartbühel, Gem. Galzein. 1520 — 33 eröffnet, 1610 — 26 guter Betrieb mit 300 Arbeitern, 1657 aufgelassen.

6. Schwaboden, am nw. Abhange des Mehrerkopfes.

7. Burgstall im Marchwalde ebenda, am w. Gehäng. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entdeckt und ca. 30 Jahre lang fortgeführt.

8. Rotenstein ebenda, am s. Abhange. Kupfer und Schwefelkies in Lagern, 1620 Pocherbau, 1630 eröffnet, nach kurzem Betrieb wegen der ungünstigen Lagerungsverhältnisse und der teueren Erzbringung zu Tal verfallen.

9. Neufund am Zindberg, s. v. Falkenstein. 1510 entdeckt, 1540 erloschen; heute noch Haldenmasse.

10. Weißer Sehrofen und Rafflstein oberhalb Brettfall. 1560 — 92 in Förderung, 1690 verlassen.

11. Reichental oberhalb Maurach.

12. Proxenalpe, am n. Abhange des Kellerjoches. 1630 eröffnet, bald verlassen.

Mineralien: Aragonit am Falkenstein und Ringenwechsel; Argentit in Alte Zeche und Zapfenschacht; Azurit am Falkenstein, Ringenwechsel und Fiebelkofer; Baryt an Schwazer und Schwader Eisenstein; Calcit am Falkenstein und Ringenwechsel; Kalktuff am Tufft; Chalkopyrit an der Alten Zeche; Chrysokoll am Falkenstein, Ringenwechsel und Kogel; Cuprit am Falkenstein und Ringenwechsel; Dolomit am Falkenstein und Ringenwechsel; Epidot am Moserstein; Erythrin am  Fiebelkofer; Fluorit angeblich am Falkenstein; Galenit am Falkenstein; Gips, faserig am Ringenwechsel; Graphit in Tonschiefer; Hämatit: Eisenglanz am Ringenwechsel und Falkenstein; Roteisenstein am Falkenstein und Martinhütte; Kupferschwärze am Falkenstein und Ringenwechsel; Limonit am Schwazer Eisenstein, Schwader, Falkenstein und Ringenwechsel; Malachit am Falkenstein und Ringenwechsel; Pyrargyrit angeblich auf der Altzecher Halde; Pyrolusit am Fiechterberg; Quarz: Hornstein am Falkenstein; Realgar am Falkenstein und Heiligkreuzstollen ehemals; Schwazit am Schwader und Schwazer Eisenstein, Breitlaub usw. abgebaut; Tetraedrit (Schwazit) am Schwazer Eisenstein, Ringenwechsel, Buch am Inn; Tirolit am Falkenstein und Ringenwechsel.

Fauna: Luchs 1837, Heuschreckenschwarm 1546.

Urgeschichte: Prähistorisches Kupferbergwerk spurenhaft; Urnenfriedhof u. Ossarium; Bronzegefäße, Messer, Armringe, Nadeln, ornamentiert; aus der jüngeren Bronzezeit. Natursage: „Rechtsschnabel“ (Krummschnabel mit rechtsliegendem Oberkiefer) verscheucht jedes Unheil vom Hause.

Erdbeben: 1559 3. VI. ½ 12h; 1572 9. I. bis 12. I; 1577 20. IX.; 1820 17. VII. 7 ½ h N — S; 1846 2. I. 11 ¾ h v. NO; 1865 6. XI. 6h; 1873 29. VI. 5h B-B (Belluno-Beben); 1891 7. VI. 2h 15m T-B (Tregnago-Beben); 1892 12. V. 23h 33m; 1895 14. IV. 23h 17m L-B.(Laibacher Beben); 1897 20. II. 7h, 21. II. 19h 25m bis 19h 36m; 1898 8. III. 8h 18m SO — NW od. NNO; 1903 14. XII. 23h 15m,. 1905 24. II. 6h 27m NW — SO, 25. IX. 16h 43m W—O, 28. X. 0h 11m SW—NO; 1907 2. XII. 1h 3m W—0; 1909 13. I. 1h 45m.

Naturchronik. 1430 sind 36 Schnee nacheinander, heißer Sommer: Heu verbrannt. 1473 heißer Sommer; 1512 Schnee um Pfingsten; 1527 Ausbruch des Baches am Faschingmontag, 1528 und 1534 Pest; 1539 Bergsturz; 1540 heißer Sommer; 15 Wochen kein Regen; 1541 Pest; 1547 „Heuschröckenflug“; 1553 Bachausbruch, 29. XI. „ein solcher Gstank und Rauch gewesen, daß 5 Personen erstickt sind"; 1554 Hagelschlag; 1562 Faschingmontag Blitzschlag; 1562 — 66 Pest, 6000 Menschen, davon 1000 Knappen umgekommen; 1569 Bachausbruch, 140 Personen tot; 1573 Inn zugefroren; 1581 am 13. V. großer Schnee; 1587 Kälte von 10 Wochen Dauer; 1597 Großes Gewässer; 1611 „Böse Sucht", bei 4000 Menschen gestorben; 1669 Bachausbruch, bei 50 Menschen getötet; Felsen von 1000 Ztr. herabgestürzt; auf den Alpen und unter den Hirschen Pest; 1670 Wassernot.

Schloß Freundsberg, „Sigmundsschloß“ 770 m.
Urgeschichte: Angeblich römische Opfergeräte und Waffen.
Natursage: Unterirdischer Gang nach Sigmundslust bei Vomp. —

Galzain. Erdbeben: 1903 14. XII. 23h 15m. —

Pilltal: Phyllit, Glazialschiefer zu beiden Seiten über der Klamm. Bergbau: Auf Spateisenstein, alte Gruben. Mineralien: Am Pillerbach im 13. Jahrhundert erfolglose Goldwäscherei bei der Schneebruggenalpe. —

Pill 566 m: Serizitgneis mit Serizit. Erdbeben: 1905 25. IX. 16h 42m n. O. —

Weerberg 882 m: Quarzitische Gneisphyllite, darüber Terrassenschotter. Erdbeben: 1898 8. III. 8h 25m n. SSO; 1905 24. II. 6h 25m W—0, 28. II. 2h, 3h 15m, 5h 15m, 1. III.; 1907 2. II. 1h 7m W—0; 1909 31. XII. 17h 18m. —

Kellerjoch 2244 m: Am Grunde der Schwazer Schuttkegel, darüber Glazialschotter über Quarzphyllit, in welchem der Lahnbach eingerissen ist, dann eisenfünrende quarzitische Gneisphyllite „Schwazer Gneis“ und Augengneise bis zur Spitze. Überall Blockschutt. Die Gneise dürften umgewandelte Porphyrlagergänge sein. Bergbau: Aufgelassene Kupferkiesgrube auf der Gartalpe am s. Abhange. Eisenbergwerk. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts aufgeschlossen und belehnt. Die Jenbacher Berg- und Hüttenverwaltung hat dort mit zwei Stollen Abbau durch 10 Jahre getrieben und ungemein reines und schönes Spateisenerz gefördert. Die schwierige und kostspielige Erzbringung zur Hütte und das rasche Sinken der Eisenpreise hatte die gänzliche Auflassung zur Folge. Mineralien: Chalkopyrit und Pyrit auf der Gartalpe; im Gneis Mikroklin in Albit, Plagioklas in Muskowit, Biotit in Chlorit oder Epidot umgewandelt, Rutil auch Siderit, Granat und Serizit. —

Kreuzjoch 2237 m: Quarzphyllit, Glimmerschiefer. —

Loassattel 1083 m: Gneis. —

Gilfert 2505 m: Tonglimmerschiefer. —

Stallental „tief eingerissenes Erosionstal; düstere Wälder, nackte Felsenreviere in der Höhe, der tosende Bach in der Tiefe bilden seine Dekoration". —

Stallenalpe 1328 m: Raibler Schichten. Flora: Ostgrenze von Daphne striata, Südgrenze von Centaurea montana, Westgrenze von Saponaria Pumilio. —

Östliches 1841 m und Westliches Lampsenjoch 1933 m: Wettersteinkalk, Lias, am Vomperbach im Jura Asphaltnester. — Binsalpe 1472 m: Jurascholle. —

Hochnißl 2543 m: Wettersteinkalk. —

Stanserjoch 2102 m: Wettersteinkalk m. ausgelaugtem Salzstock. Flora: Westgrenze von Primula minima. —

Vompertal „eines der wildesten Täler der nördlichen Kalkalpen“; Elektrizitätswerk, Geologie: Wetterstein, Raibler Schichten und Hauptdolomit; „Vomperloch“ schauerliche Klamm an der Pfannenschmiede 602 m. Bergbau: Auf Galmei (1479), wahrscheinlich landesfürstliche Gruben, 1540 Fuggerbau. Mineralien: Kalktuff am Bache. Fauna: Adler wiederholt beobachtet. —

Vomp 566 m: Beiderseits des Talausganges glaziale Terrassenschotter der letzten Vergletscherung; am Bache bei der Brücke gefältelter Bänderton. Unter den Terrassenschottern eine 100 m mächtige kristalline Gesteine führende Breccie einer älteren Vergletscherung. Als jüngste Bildung ein großer Schuttkegel gegen das Inntal. Mächtige Anhäufung bei einem Ausbruch des Baches 1634, der den Inn an den südlichen Gebirgsfuß drängte. Ersäufung der Heiligkreuzzeche bei Pill. Die Straße führt über den Schuttkegel; darüber Raibler Schichten und Hauptdolomit. Erdbeben: 1903 14. XII. 23h 20m NW—NO; 1905 24. II. 6h 28m NW—SO, 1. III. 3h 20m, 5. III. 2h 16m; 1908 5. II. 14h 23m SW—NO. Pest 1563, 1611. —

Sigmundslust ca. 1479 erbaut angeblich mit schönem Fischteich des Erzh. Sigmund.—

Vomperbach. An der Mündung feingeglättete und gekritzte Fläche eines Muschelkalkrückens, auf welchem eine alte Grundmoräne mit Bändertonen aufsitzt. Darüber ca. 100 m mächtig ein Konglomerat, dessen steile Deltaschüttung dasselbe als Schuttkegel des Vomperbaches erkennen läßt. Oberfläche des Konglomerates stark erodiert und von ca. 100 cm horizontal gelagertem Schotter bedeckt, auf dessen neuerlich erodiertem Abschlusse eine zweite Grundmoräne liegt. Erratische Geschiebe ziemlich verbreitet. Untere Moräne der Wurmvergletscherung angehörig, wahrend der Vomperberg in der Zeit der Achenschwankung sein Delta in dem Stausee des Inntales aufschüttete und die Schottermassen bei der Verlandung des Stausees abgesetzt wurden. Die obere Moräne ist dem Bühlstadiuin zuzuweisen. Der jetzige Bachlauf hat sich tief in sein Bett eingegraben; an dessen rechtem Ufer vier bis fünf Terrassen. —

Walderkamm: Hauptdolomit. —

Vomperberg 825 m: Hauptdolomit; Südgrenze von Arnoseris foetida. —

Überschall 1914m: Raibler Schichten. Bergbau: Aufgelassene Gruben auf Blei u. Zink im Wetterstein. —

Grubenkarspitze 2664 m: Wettersteinkalk.

Über den Vomperbach nach 53 km Terfens 548 m, auf Schuttkegel des Vompertales. Erdbeben: 1901 2. XI. 12h 25m. —

Am rechten Innufer Weer 559 m: Schmelzhütte 1513. Bergbau: Auf Silbererze (1513). Mineralien: Siderit in Spuren im Weertale; Gold: „gibt Waschgold sambt den Werer-Pach“ (Landreim 1558); noch 1819 und 1821 erwähnt. Anthropologie: 33.3% Meso-, 52.4% Brachy-, 14.3% Hyperbrachycephalen. Natursage: Im Weererbach liegt ein Sagholz, aus purem Gold; eine große Überschwemmung wird das goldene „Sagtrumm" dahertriften. An Stelle des Weerersees stand einst ein prachtvolles Schloß, das wegen Übermut der Bewohner versunken ist. —

Fritzens 592 m: Glazialreste, Lehm mit Tonwerk. Erdbeben: 1897 20. II. 7h, 26. II. 19h 45m; 1901 1. XI. 8h, 2. XI.; 1902 19. VI. 10h 22m NW-SO; 1905 24. II. 6h 25m SW—NO, 30. V. 13h 12m N—S, 25. IX. 16h 42m; 1907 12. XI. 16h 50m S—N. —

Am rechten Innufer Wattens 567 m: Silberhütte 1557. Geologie: Quarzitische Schiefer gefältelt; Bergbau: Auf Eisen der Zillertaler Gewerkschaft 1598. Mineralien: Ankerit, Steinbruch im Phyllit. Anthropologie: 11.1% Dolicho-, 11.1% Meso-, 22.2 % Brachy- u. 55.5 % Hyperbrachycephalen. Erdbeben: 1887 26. XII. 15h 29m; 1895 4. II. 21h 16m NO—SW; 1897 20. II. 7h, 26. II. 19h 25m und 22h 50m und 22h 55m; 1899 7. VII. 13h; 1902 19. VI. 10h 25m n. W; 1903 14. XII. N—S; 1904 29. IX. 3h 15m; 1905 24. II. 6h 20m O—W oder W—O, 1. III. 3h 30m, 5. III. 0h 4m S—N, 30. V. 13h 12m N—S; 1907 12. XI. 16h 45m, 2. XII. 1h Überschwemmung: 1871; Pest 1611.

Wattental: Am Eingang ältere quarzitische Gneisphyllite, im Grunde Kalkphyllit („Brennerschiefer"), „Tarntaler Schichten", permische Schiefer, Triaskalke und Dolomit. „Die Schichten, welche die Höhen des Talzirkus aufbauen, liegen überstürzt: die jüngeren Triasdolomite unten, die älteren Quarzitschiefer mit den Serpentineinlagerungen an den Gipfeln darüber. Diese auflagernden Schiefer wurden auch als metanophosierte Liasschiefer angesehen; nach dieser Auffassung wäre die Schichtenfolge normal.“ Bergbau: 1316 Eisenwerk, 1578 Silbererze, 1657 neue Einschürfe auf dem Hilpold auf Gold, Silber und Eisen gebaut, 1636 übertrieben die Fugger Lessenthalischen und Kirchbergischen Gewerke einen alten Stollen, in dem eine vermutlich goldführende Kieskluft durchstrich. Mineralien: Rutilkristalle, Sideritspuren. Flora: Nordgrenze von Dianthus glacialis. Westgrenze von Phyteuma globulariaefolia. Natursage: Riesen und Hausgeister in Zwergestalt, „Pitze" genannt; künftige Schlacht. Auf Alpe Oberwalchen-Kinzacheralpe ein Almputz, großer schwarzer Hund mit glühenden Augen, legt sich vor die Türen der Käser: Ein Besitzer, der nach und nach den Zaun hinausdrückte und vom landesfürstlichen Waldgrund viele Joch Grund einfieng. „Steinmandl" Steinopfer der Hulda, am Übergang nach Tux. —

Wattenserberg. Bergbau: Eisenwerk (1316); i. J. 1869 Kupferkies, Bleiglanz und Magneteisenstein entdeckt. Fauna: Tuxerrasse (iberisches Hornvieh) verbreitet. —

Mölsersee, Wattensersee: Saiblinge, schon von Guarinoni i. J. 1610 erwähnt. —

Lizumalpe 1996 m im Lizumtal: Gehängeschutt. —

Torjoch 2399 m: Moränen gegen Naßtux. —

Großer Reckner 2891 m: Serpentinfels mit farblosem Pyroxenfels, wenig Hornblende und Pikotit, oder umgekehrt; Bastitpseudomorphosen mit Silberglanz, Serpentin in Phyllit übergehend. Mineralien: Antigorit, Diopsid, Eisenkies, Klinochlor, Magnetit, Pikotit, Tremolit. —

Tarntaler Köpfe: Quarzphyllit und Kalkphyllit, darüber Dolomite, Kalke, bunte Schiefer und Serpentin, letzterer in haushohen dunklen Stücken; die drei Spitzen südlich „Staffelseespitzen": Serpentin, düster, vegetationslos: die zwei nördlichen „Tarntaler Köpfe", Schiefer mit Flora von seltener Üppigkeit, Mineralien: Asbest. Flora: Ostgrenze von Draba aizoides, Westgrenze von Sesleria ovata. —

„Staffelsee“ in der Mitte des Felstales mit schön grünem Wasser; ein schroffer Gegensatz zur wildromantischen Gegend. —

Kolsass 555 m: Eisenwerk 1315, 1491. Bergbau: Auf Kupfer und Silber 1549. Erdbeben: 1903 14. XII. ½ 24h. —

Geiseljoch 2291 m  Mineralien: Aktinolith.

Am linken Innufer Bad Baumkirchen 557 m: Feinkörniger Baustein, angeblich von hier, wurde wahrscheinlich zum Baue der Pfarrkirche in Hall verwendet, jetzt nicht mehr bekannt. Bad: 593 m. Schon H. Guarinoni bemerkt i. J. 1692, daß es schon vor mehr als 100 Jahren bestanden habe und von verschiedenen Doktoren ist es stets gerühmt worden. Nach ihm floss das Badewasser aus zwölf Punkten, geriet aber durch die Erdbeben in Verlust und kam erst später wieder durch Entdeckung der Gänge in Verwendung. Er fand in demselben Kupfer, Vitriol und Alaun und empfahl es für alle erdenklichen Leiden, selbst gegen offene Füße und Unfruchtbarkeit. Im vorvorigen Jahrhundert fand Menghin „Brunn-Vitriol und Selenit-Vitriol, Eisenteile und absorbierende Erde". Nach Öllacher (1842) ist es eine erdig-salinische Quelle. Erdbeben: 1903 14. XII. 23h 24m; 1905 24. II. 6h 36m; 1907 28. III. 4h 45m S—N. —

Am rechten Innufer Volders 557 m, darüber Schloss Friedberg an der Mündung des Voldertales: Glazialgebiet. Bergbau: Auf Silber am Goldrain (1480). Mineralien: „Volderer Spießglanz" (Landreim 1558). Urgeschichte: Bronzeschwert, keltisch, 50 cm lang, 2.19 cm breit, gefunden 1852 am Wege nach Wattens. Natursage: In der Kirche ein Felsstück eingemauert mit der Inschrift: „Stein des Gehorsams". Beim Bau der Kirche drohte ein Stein, die Arbeitsleute zu erschlagen, auf Befehl eines frommen Mönches blieb er stehen. Erdbeben: 1887 26. XII. 15h 26m; 1888 28. III. 5 ¼ h; 1895 6. XII. 22h 55m; 1897 20. II. 6h 59m; 1903 4. VII. 0h 31"; 1905 1. III. 3h 22m; 1907 8./9. I. 0h.

Hall 578 m, auf einem Schuttkegel aus dem Halltal mit k. k. Salinenverwaltung; Sudhäuser seit 1628. Geologie: Der Schuttkegel hat sich an Stelle der diluvialen Terrasse gesetzt, und den Inn an das südliche Gehänge getrieben. Gebirge im S Quarzphyllit, im N Triasgesteine: Wetterstein, Hauptdolomit, Raibler Schichten usw. „in sehr komplizierter Lagerung". Bad: Solbäder; Bergsole und die nach der letzten Salzabscheidung zurückbleibende Mutterlauge in medizinischer Verwendung, ist durch große Reinheit ausgezeichnet. „Innbrückenbad“, „Enbricklerbad", „Badl", erdiges Wasser mit kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk und Magnesia. Flora: Weinbau. Als das Inntal zwischen Hall und Innsbruck noch von Beständen der Hallenau bekleidet war, konnte auf den Hügeln über Loretto Wein gebaut werden, daher die Äcker noch jetzt „Weinfeld" heißen. Es ist dies jetzt durch die lang ins Frühjahr sich erstreckenden Fröste unmöglich gemacht, eine Erscheinung, die mit dem Ausrotten der Aubestände in Zusammenhang gebracht wird; auch die Abnahme der Bevölkerung nach dem 30 jährigen Krieg, die Einführung des Maises und die Erhöhung der Arbeitslöhne trägt  Schuld am Rückgang der Weinkultur. Nach einer Urkunde aus 1509 lieferten die Weingüter dreier Familien ein Erträgnis von mehr als 12 Yhren. Schon 1370 Erwähnung von Österwein. Fauna: Kreuzottern auf dem Mittelgebirge bis Zirl verbreitet; 1547 Heuschreckenzüge, 1861 Lärchenmotte. Natursage: Glauben an den Haselwurm, besitzt erleuchtende Kraft. Erdbeben: 1566 14. XII. 1h 2m „ein gächer erdpüden"; 1572 3. I. begann im Inntale eine bis in den VII. hineinreichende Erdbebenperiode, über welche der Chronist Schwayger zahlreiche und sehr genaue Angaben gemacht hat. Er starb aber schon am 28. II., weshalb seine Angaben nur bis zum 17.1. reichen. Aus den späteren Aufzeichnungen geht hervor, dass bis dahin in einer Nacht oft 2—5 Erschütterungen stattfanden. Am 6. VIII. wird berichtet, dass mehrere Häuser sehr stark beschädigt wurden, weshalb „ain ersamer Rath befahl, dieselben zu verpessern". „Ist insonderheit allda für notwendig erkleret worden, Sanct Niclausen Kürchthurm mit schleudern wol zu versorgen ... und seind zu disen biss in die drey und funffzig cennten eysen verbraucht worden". 1573 2. III. 21h; 1574 2. IX. 22h und 3. IX. 4—5h; 1575 6. I. 19—20h; 1576 26. I. 23—24h; 1577 20. IX. 6h; 1578 6. IX. ca 23h; 1579 16. IX. 10h; 1595 12. VII. „San Margarethen tag 9h" „ein so erschröckliches und ungewöhnliches Erdbeben gewesen, daß jedermann den ganzen tag voller schrecken gestecket und der pfarrthurm also zerrissen, daß man ohne gefahr die großen glocken zu leiten sich nicht getrauet, auf welchen zween andere, doch kleiner gefolget"; 14. VII. 3h, 17. VII. 22h und Nachmittag; 1662 am Allerheiligen Abend [1. XI.] 18h „ein großer Erdbiden gewest, der bey mannes gedenken nicht beschehen"; 1665 28. V., 9. VII.; 1666 19. I. zwei und den anderen Tag ein großes und etliche kleine; 1669 30. VI.; 1670 und 1671 suchten grausame Erdbeben Nordtirol, namentlich Hall und Innsbruck schwer heim; sie fanden besonders zwischen 17. VII. 1670 und 17. VII. 1671 statt und werden von mehreren Chronisten sehr genau und weitläufig geschildet. Ganz besonders furchtbar scheint das erste gewesen zu sein. Die weiteren erfolgten fast täglich, und zu allen Tageszeiten, ein besonders starkes wieder am 15. I. „Desgleichen nach dem allerersten noch keiner gewesen, mit einem starken stoß und langen schüttler, also daß schon viel leute aus den häusern geloffen und sich vor der stadt hinaus salviren wollten. Dies war um 9h nachts; es hat auch den Innstrom sehr ungestüm gemacht. Um 12h und selbige Nacht fortan hat es mehrere gehabt, aber nicht gar starcke; es sollen etliche auf die Zahl von 12 gezehlt haben" (eine Chronik berichtet, daß viel hundert menschen erschlagen worden seien; andere Chronisten geben aber nur 10 — 12 todt an). Im ganzen zählte man 400 Beben, infolgedessen Abhaltung von Gottesdiensten. 1689 22. XII. 2h „ist ein so erschröckliches Erdbüden gewesen, das dasselbe viel geberg zu Innsprugg und Hall verdörbt und in beiden orthen etlich khinder und persohnen zu tott geschlagen". Auch am Haller Salzberg wurde es bemerkt. 1705 25. VIII.; 1706 28. III., 25. XI. und 2. XII. „Am tag vorher hat es wie im Sommer gehagelt und warm geregnet, wie überhaupt bis dahin kein Winter verspürt worden war". 1707 2. I., 7. I., 20. I. etliche, man hat eine 9tägige Andacht abgehalten; 11. II. ein größeres und mehrere kleinere „schittler"; 1710 ohne Datum; 1711 3. VIII. 9h, 23. VIII. nachts; 1712 II.; 1713 28. I. in der Nacht und 31.1.; 1715 10 XII.; 1717 17. VII. 23h; 1727 18. VIII.; 1787 27. VIII. Mitternacht SW—NO, 8. XII.; 1801 25.I. 7h, 30.I.; 1813 5. VI. 22 ½ h," S—N, 11. VII. ½ 20h, 13. VII. 2h; 1818 22. VII. 22h 20m W—O; 1819 10. IV. 23h, 12. IV. 14h; 1820 17. VII. 7 ½ h; 1853 22. I. abends; 1862 2. I. 21h, 4. I. ½ 5h, 5. I. ½ 9h; 1869 10. VII. 0h; 1870 24. V. 1 ¼ h; 1871 23. IV. 7 ¼ h W—O; 1873 29. VI. 5 h B-B (Belluno-Beben); 1874 19. XI. 2h; 1876 27. V. 4h 30m; 1877 11. III. 18h 20m; 1880 14. XI. ½ 9h; 1887 23 II. 6h 25m (Ligurische Beben), 12. VI. 9h 25m SW—NO, 20. XII. 15 ¼ h, 22. XII. abends, 24. XII. 3 ¼ h, 26. XII. 15h 26m S—N, 27. XII. 2 ¾ h; 1888 28. II. 6h 1m, 28. III. 5h 26m SO— NW, 23. X. 2h 11m SSO—NNW, stärkerer Zufluß der Brunnenquellen aus dem Halltal; 1889 15. V. 3h 50m; 1891 17. I. 18h 35m, 7. VI. 14h 15m SSW—NNO; 1892 12. V. ½ 12 h SO— NW, 13. V. 6h 34m, 19. VIII. 15h 35m; 1895 4. II. 21h S—NO. 14. IV. ½ 24h L-B (Laibacher Beben), 6. XII. 22h 55m SSO—NNW, 20. XII. 6h 7m NW; 1897 28. I. 21h 27m SW—NO, 20. II. 7h 3m W—O, 26. II. 19h 41m v. W oder SSW—NNO, 28. VI. 8h 14m v. SW; 1899 7. VII. 12h 45m; 1901 2. XI. 12h 25m SO—SW; 1902 19./20. III. 0h 8m S—N, 19. VI. 10h 26m NO—SW; 1903 4. VII. 0h 31m S—N, 14. XII. 23h 21m; 1904 12. X. 3h 30m W—O oder O—W; 1905 24. II. 6h 27m v. NO oder O—W, 28. II. 5h; 1906 17. III. 1h 50m; 1909 12. I. 21h, 13. 1. 11h 45m, 3h, 14. I. 2h 32m, 2h 55m, 3h 40m, 4h 10m NW—SO.

Naturchronik: 1512 Pest. 1518 Kaiser Maximilian am Wildanger durch eine Lawine in Lebensgefahr, durch die Schnelligkeit seines Pferdes gerettet; Innüberschwemmung. 1519 „Thaurerkrieg", Spott auf die Haller, weil sie am 24. VIII. herumfliegende Leuchtkäferchen für angreifende feindliche Thaurer mit brennenden Lunten hielten. 1528 und 1533 Pest; 1543 großes Sterben an der Pest. 1547 Heuschreckenplage; 1550 ein 20jähriger Bauernfänger gab an, vergrabene Schätze anzuzeigen, künftige Dinge vorauszusagen und Kranke gesund zu machen: „hl. Lothar“. 1563 Pest. 1566 Innüberschwemmung; 1570 Mühlbach als Motor zur Münzarbeit zugeleitet. 1576 See in Sistrans ausgebrochen und in wilden Fluten durch das Zimmertal hinabstürzend, alles verwüstend. 1588 Pest. Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts verbot H. Guarinoni in seinem Werk über den Speisesaft das Weintrinken und das Fleischessen und erlaubte nur Mehlspeisen und Brot. 1611 Böse Sucht; 7. VII. Hagelschlag mit nußgroßen Körnern. 1634 Pest. „Weil Guarinoni die nicht zu rechtfertigende Behauptung aufstellte, daß das in Säcken verpackte Salz Krankheitsstoffe anziehe und verbreite, wurde hinfort auf Befehl Claudias das Salz in Fässern abgegeben. Dazu mußte man viele Faßbinder aufnehmen und nach Hall berufen, die sich unweit vom Schlosse Scharnstein niederließen; daher die Bezeichnung Fassergasse." 1693 Große Heuschreckenzüge gegen W, fünf Tage lang. 1699 Aufstand der Bauern, im Glauben, zu Ende des Jahrhundertes sei es erlaubt, das Wild zusammenzuschießen. 1720 und 1772 Innüberschwemmung. 1882 im Kellergeschoß eines Hauses in 8 m Tiefe ein gemauerter Schacht ausgegraben. 1888 Lawine; die Stollenhütte am Kaisersberg verschüttet; in St. Magdalena das halbe Kirchdach weggerissen. — Daß die Schiffahrt auf dem Inn schon vor Entstehung der „Stadt" Hall, d. i. vor 1308 betrieben wurde, darauf deutet hin der hl. Nikolaus als Stadt- und Kirchenpatron, weil dieser Heilige an allen Wasserstraßen seitens der Gläubigen im Mittelalter hohe Verehrung genoß. Auch die erste Ansiedelung von Fischern und Schiffern zu Innsbruck am Innufer zu St. Nikolaus dürfte damit in Zusammenhang stehen. Schiffordnung von 1577 und 1603; 1577 erscheinen 13 Schiffmeister, 1603 11 Schiffmeister und 20 Schiffknechte.

Heiligkreuz 579 m: Postglaziales Lehmlager mit Versteinerungen. Natursage: Salinische Quelle, angeblich auch Schwefelquelle. —

Absam 632 m: Auf Gebirgsschotterterrasse. Mineralien: Pyrolusit im Fallbachanger. Natursage: In einem Schloß Natter mit goldenem Schlüssel. Natterkönig, Katzentanz, Krötenpratze im Wappen. Auf Melans kroch ein Drache aus, „hauste" in einem See“; deshalb dort heute noch Drachenköpfe an den Dachrinnen. Erdbeben: 1669 25. XI. ca 4h; 1874 3. XII. lh 22m; 1897 20. II. 7h N—S, 28. VI. 8h 14m; 1902 19. VI. 10h 26m O-W; 1903 4. VII. 0h 30 v. O; 1904 12. X. 3h 20m; 1905 24. II. 6h 24m O—W. —

Am südlichen Gehänge Rinn 918 m: Gletscherboden, mächtige Terrassenschotter. Bad: Lavirenbachbad 987 m: alkalisch-erdige Quelle. Anthropologie: 20 % Meso- und 80 % Brachycephalen. Erdbeben: 1888 23.X. 2h 11m; 1899 7. VII. 12h 50m 0—W. —

Judenstein 907 m: In der Wallfahrtskirche erratischer Riesenblock mit Figuren, welche eine Tafel nebenan erklärt. Natursage: Gold in Blätter verwandelt. —

Am linken Innufer Gnadenwald: Geschichtete Terrassenschotter mit Moränendecke der letzten Vergletscherung. Bergbau: Auf Braunstein (1867). Erdbeben: 1865 28. X.; 1897 20. II. 6h 59m S—N; 1905 24. II. 6h 29m W—O. —

St. Martin, Außerwald 891 m. Urgeschichte: Fund eines zufällig verstreuten Feuersteinmessers in einem Lehmlager, das schon in früherer Zeit ausgebeutet worden war. In der den Lehm überlagernden Humusschichte Fragmente von gebranntem Ton, eine Ziegelplatte mit leistenförmigem Rand, wahrscheinlich Stück von einem Plattensarg. Vermutlich bestand hier schon in alter Zeit eine Ziegelbrennerei, auch für Sargplatten; von Gräbern keine Spur. —

Bei der Gungl der Tierburger See 874 m: Barsch und Rotfeder —

Maria Larch 680 m: Marienstatue in einem Lärchenstamm eingewachsen. —

Walder Alpe 1501 m und Walder Joch 1666 m: Hauptdolomit, Kössener Schichten, rote und graue Liaskalke und Mergelkalke mit Aptychen. Mineralien: Pyrolusit im „Alpenkalk". Fauna: Bär 1897. Natursage: „Walderriesen." Im Fallenbachkar angeblich einst Saumweg.

Haller Salzberg. Halltal: Hauptdolomit, Wettersteinkalk. Flora: Nordgrenze von Draba aizoides. Natursage: „Rauchwackengraf", ein Liebespaar. Verhältnis einer Grafentochter mit einem Knappen; auf den Fluch des Vaters wurde das Schloß zerstört und der Graf versteinert. — St. Magdalena 1298 m: Auf den mit Bergföhren bedeckten Überresten des Magdalenenklosters Alpenrosen, „wol die einzige Ruine der Welt, "welche diesen alpinen Schmuck zeigt" —

Salzberg. Kl: Siehe den Anhang. Bergbau: „Das Salzlager scheint ursprünglich zwischen Ton und Gips im unteren Muschelkalk gebildet worden zu sein. Das bei der Gebirgserhebung auf Klüften eindringende Wasser löste das Salz teilweise, führte es fort oder setzte es anderwärts wieder ab. Die Volumensverminderung und die Erweichung der Tonschichten hatte gewaltige Einstürze und Zertrümmerungen der um- und überlagerten Kalkschichten zur Folge, so daß die Feststellung des geologischen Alters des Salzlagers sehr erschwert wurde. Heute erscheint der Salzstock als eine formlose Masse, bestehend aus salzdurchdrängtem Ton, Gips, Anhydrit, verschiedenen eingekneteten Kalkblöcken und dgl. (regeneriertes Salzlager, Haselgebirge) zwischen den stark zertrümmerten jüngeren Triasgliedern" (Blaas). Der Stock ist auf ungefähr 8000 m Länge, 800 m Breite und 350 m Tiefe aufgeschlossen durch acht von Tag aus eingetriebene Hauptstollen. „Aus größeren Ausscheidungen reinen oder gefärbten Steinsalzes wird das Salz ausgebrochen, hauptsächlich wird es durch Auslaugen aus dem Salzton (30 —35 % Salzgehalt) gewonnen. Die Sole wird in das Sudhaus nach Hall geleitet." Entdeckung ca, 1266 — 75; wahrscheinlich wurde schon im 8. Jahrhundert Salz aus einer Salzquelle gewonnen. Die Saline stand zu Hall, später bei Thaur, die Quelle befand sich wahrscheinlich im Halltal, vielleicht bei St. Magdalena. Angaben über frühere römische Besiedelung beruhen auf Verwechslung mit Reichenhall. Mineralien: Auripigment, Binnit (als Antimonit), Blende und Blödit, ellipsoide Knollen in rotem Kernsalz, Steinsalz und Haselgebirge, Calcit a. Wildanger, Chalkopyrit, Cölestin, Dolomit in körnigem Anhydrit, Epsomit, Fluorit, Galenit in Anhydrit, antimonfrei aber mit Arsen. Gips, Hemimorphit a. Lafatsch, Karstenit, Löweit (angeblich), Magnesit (Breunerit) mit Knollen im Steinsalz und Haselgebirge, Mirabilit, Polyhalit, Pyrit, Pyrolusit d. a. Walderalpe, Realgar, Smithsonit a. Lafatsch, Soda und Steinsalzpseudomorphosen. — Diallag und Staurolith in Findlingen; ersterer nach Pichler für Bahnschwellen verwendet. Flora: Xerothermische-alpine Station, Kalk, 950 m: Dorycnium suffruticosum, Coronilla Emerus, Rhamnus saxatilis, Peucedanum verticillare, Euphorbia purpurata — Pinguicula alpina, Globularia nudicaulis, Carex ferruginea, C. firma, Pinus Pumilio. Natursage: Ein Silberbergwerk wegen Übermut der Knappen ersäuft. Erdbeben: 1877 11. VIII. 4h; 1897 20. II. 6h 59m und 14h 57m; 1905 24. II. 6h 28m. –

Kaisersäule, Franzensdenkmal 1701 m: Zum Andenken an Kaiser Franz I., welcher sie am 22. X. 1815 bestiegen hat. Natursage: Im Innern Erz, Gold und Edelsteine. —

Thörl 1774 m: Reste einstiger Schuttmassen; diluviale Breccie. —

Zunderkopf 1964 m: Hauptdolomit. —

Isstal: Am Eingang große Bergsturzmassen von der Hohen Wand, die gelbe Verwitterungserde als „Issletten" zum Verstauchen der Wehrdämme im Salzbergwerke verwendet. —

Lafatschertal: Raibler Schichten und Hauptdolomit. Bergbau: Auf Blei und Zink der Lafatscher Gewerbe 1538, Fugger 1644 — 49; unterhalb des Gschnierbaches eine Quelle aus einem Stollen, aus welchem ca 1850 Blei, Silber und Zinkblende gegraben wurde: „K. Freischurf". Mineralien: Blende, Hemimorphit und Smithsonit.—

Lafatscher Joch 2086 m: Schutt, Wettersteinkalk und Raibler Schichten. Mineralien: Calcit als opalisierender Muschelmarmor (Lumachella) im Gschniergraben, jetzt erschöpft, Galenit. —

Haller Angerhaus: Nordgrenze von Pinus Cembra. Große Bettelwurfspitze 2725 m: Wettersteinkalk und Raibler Schichten.

Voldertal: Quarzitische Schiefer mit Kalkeinlagerungen; „Speckbacher Gufl, Höhle, in welcher sich J. Speckbacher i. J. 1809 vor seinen Feinden verborgen hielt. Bergbau: Auf Silber (1521), auf Alaun, Schwefel und Vitriol (1533), auf Spateisenstein (1657). Mineralien: Antimonit mit Cervantit und Chalkopyrit im Guggenbühel, Erythrin als Anflug, Rutil im Glimmerschiefer, Siderit in Spuren. Flora: Ostgrenze von Hieracium Hoppeanum; echter Speik „Nardi celrica" schon von H. Guarinoni entdeckt; am See unter der Stiftalpe Trientalis europaea. Natursage: „Pitzl" als böser Geist in Zwerggestalt, am „Schwarzen See" Geschichte einer unglücklichen Liebe. Erdbeben: 1887 26. XII. 15h 29m, Bergsturz: 300 m lang, Quarzphyllit, oberhalb der Sturzstelle ein schmaler See 110 m lang, durch Erosion der Abflußstelle und teilweise Ausfüllung sehr reduziert. —

Voldertalerbad, Voldererwildbad, Volderbad 1113 m; Seit 1463 benutzt. Schon von Guarinoni 1760 beschrieben. Erdig-alkalische Quelle, auch eisenhaltig. Erdbeben: 1897 20. II. 7h v. N; 1903 14. XII. ½ 24h; 1905 24. II. 6h 30m v. NO; 4/5. III. 23h 30m; 1910 5. XII. 2h 16m. —

Kleinvolderberg 1028 m: Erdbeben: 1872 7. VIII, 6h 40m S—N. —

Großvolderberg. Erdbeben: 1901 2. XI. 12h 29m N—S. —

Tulfes 922 m. Mineralien: Bruch von weißem Marmor (1577). Natursage: Angeblich Gewölbe aus der Heidenzeit beim Kesselbauern. Erdbeben: 1888 23. X. 2h 11m; 1897 20. II. 7h, 15—30m v. W; 1901 2. XI. 12h W—O; 1905 24. II. 6h 18m W—O oder S—N. 4./5. III. 0h v. NO. —

Glungezer 2679 m: Quarzitische Gneisphyllite; Nordgrenze von Dianthus glacialis. Natursage: Auf der Alpe Tulfein in einem Palast mit Wunderblumen ein Riese; badet im Waldsee „Schwarzenbrunn". —

Rosenjoch 2798 m: Phyllit mit Kalkeinlagerungen. Nordgrenze von Ranunculus plantagineus; Südgrenze von Crepis terglouensis, außerdem Ranunculus pygmaeus in großer Menge, Androsace glacialis in großen Polstern, überhaupt sehr reiche und üppige Flora. —

Vikkartal, Vigar, Vikar: Chloritschiefer. Mineralien: Haematit. Natursage: Das ganze Tal war früher ein Alpensee, seine Vertiefung heißt noch jetzt „Seegrub". Unter dem Abhang des Glungezer liegen die fünf kleinen dunkelgrünen „Vigarseen"; in einem derselben, „Blausen" genannt, ruht ein Goldschatz, der zuweilen blüht. Beschwörung des Schatzes mit Bergspiegel, Zeig- oder Wünschelrute und Zauberbuch. Große Seeschlange als Schatzhüter, gesehen 1849 und 1856. Der „beschriebene Stein" bei den unteren Seegruben ist ein glimmerschieferartiger Schiefer von ca 50 m Höhe und 15 m Durchmesser, auf dessen Seiten überall gothische Buchstaben und Wetterkreuze eingemeißelt sind. Im Widum zu St. Peter in Ellbögen findet sich im Hausbuch über diesen Stein die Bemerkung, daß Kaiser Max öfters im Vikartal auf der Jagd gewesen sei, und daß eine Jagdgesellschaft mit dem Kaiser die Anfangsbuchstaben ihrer Namen habe einmeißeln lassen. Tatsächlich zählt das Tal Vikar zu den Hirschgejaiden von Kaiser Max. —

Navistal: Terrassenschotter, darüber südlich Kalkphyllit, „Brennerschiefer", nördlich Quarzphyllit, an der Talgabelung ca 1343 m Kalkscholle, Pflanzenverkalkungen, geritzte Serpentinknollen. Bergbau: Auf silberhaltiges Blei und Galmei (1501); i. J. 1655 zwölf Gruben auf Fahlerz von einem Schwazer Bürger abgebaut. Mineralien: Orthoklas, Feldstein bei St. Kathrein 1096 m, Quarz, Jaspis, Siderit bis gegen Schwaz. Flora: Nordgrenze von Saussurea alpina; Ostgrenze von Cerinthe alpina. Natursage: Einige kleine Seen nicht ganz geheuer; wirft man Steine hinein, entsteht ein Gewitter. Eingefallene Stollen wegen Sonntagsarbeit „Knappenkuchl", Goldbrünnlein, auf unzugänglichen Felsen ein durchsichtiger Kristall; wer ihn erreicht, wäre ein Glückskind, doch ist er nur zu einer gewissen Stunde sichtbar. Erdbeben: 1909 13.I. 1h 45m, 3h; 1910 30.I. 2 ½ h.

Rechts am Fuße der nördlichen Kalkalpen Thaur 633 m: Postglazialer Murschutt, darüber Terrassenreste mit reichlichen Moränen; darüber drei stufenförmige Triasschollen. Am Thaurer Schloß Muschelkalk mit Halobia Lomelli. Bergbau: Angeblich schon lange vor der Entdeckung des Haller Salzbergwerkes in der Gegend von Thaur Salzquellen, welche zur Erzeugung von Salz benutzt wurden (1236); im Jahr 1263 eine Salzpfanne. Alte Stollen auf silberhaltiges Blei in der Kainau (1599, 1611 — 53). Mineralien: Galenit mit Silber; dann Marmor: „Bei Thaur auf Burrn / bricht Märml gar schwarz / mit durchzognen Strichen / weiß wie Quarz" (Landreim 1558); wurde beim Bau der Hofkirche verwendet. Flora: Ophrys arachnites und Primula acaulis als Glazialrelikte; P. Auricula tief herabreichend auf gesunkener Scholle von Wettersteinkalk. Weinbau beim Schloß unter Kaiser Max: „An den Hügeln der Burg den Weinberg angelegt 1500 von Polzer aus Vahrn bei Brixen. Die verpflanzten Rebensorten waren Angst- und Schlafreben." Anthropologie: 100 % Brachycephalen. Natursage: Unterirdischer Gang nach Melans und Amras. Sage vom Bären des hl. Romedius. Erdbeben: 1880 14. XI. ½ 9h; 1892 28. XII. 11h; 1897 20. II. 7h v. S, 15h, 26. II. 19 ¾ h, 28. VI. 8h 15m; 1898 3. VII. 21  ¼ h; 1899 7. VII. 12h 46m, 13h 15m; 1902 19./20. III. 0h 5m, 10. VI. ½ 11h; 1905 24. II. 6h 27m SW—NO; 1910 20. VII. 9h 30m. Murbruch 1864; Viehseuche 1801. —

Rum 422 m auf einem weit ins Inntal hinausgebauten Murschuttkegel, der in postglazialer Zeit von den Wänden der Vintl Alpe abgestürzt ist; darüber Glazialterrasse. Im Graben Raibler Schichten, darüber Wettersteinkalk (Rumerjoch), Hauptdolomit und zu oberst rote Werfener Schichten. Erdbeben: 1880 14. XI. ½ 9h; 1892 12. V. ½ 24h; 1897 20. II. 7h, 28. VI. 8h 15m v. NW; 1902 19./20. III. 0h 5m, 0h 40m; 1905 24. II. 6h 28m v. NO. Murbrüche 1769, 1788, 1894. —

Arzl 673 m: Glazialschutt; Kalvarienberg weit ins Tal vorspringend. Erdbeben: 1897 2. II. 20h 56m v. S., 20. II. 0h 30m, 7h 1m, 15h, 15h 12m, 26. II. 19h 37m v. WSW, 28. VI. 8h 14h O—W, 20. VIII. 0h 8m N—S und 1h 45m, 27. XII. 2h 30m SO—NW; 1898 3. VII. 21h W—O, 7. VII. 12h 50m, 13h 20m N—S; 1902 19./20. III.0h 5m, 19. VI. 10h 24m O—W; 1910 30.1. 2h. Murbruch 1875 ; Viehseuche 1544; Pest 1643, noch ein Pestfriedhof mit Gedenktafel. — Oberhalb der Mündung der Sill in den Inn über 2 km langer Viadukt nach Innsbruck 574 m.

Quelle: Prof. Dr. Karl Wilhelm von Dalla Torre, Junk's Natur-Führer. Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein, Berlin 1913, S. 100 - 112.
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