Bergwerk Rabenstein, Sarntal, Südtirol


© Wolfgang Morscher, bergfachmännisch kommentiert von Volker E.


Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Hauptförderstollen der Grube. Hier wird das gewonnene fluorithaltige Gestein nach über Tage gefördert.
"8.7.1939
Auslauf-Stollen
Rasafei-Baulos VIII"
Bei der Lokomotive um eine Orensten & Koppel handeln. Das große Schild mit der Zahl 7397 ist die Fabriknummer. Das Schild darunter trägt in der oberen Reihe den Schriftzug "Orensten & Koppel".
Die Maschine hat einen dieselmechanischen Antrieb (B-dm, Typ RL 1c), der Buchstabe "B" steht für 2 angetriebene Achsen, Baujahr ca. 1930er Jahre.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939


Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol

Der Bergbau Rabenstein in 1.250 m Seehöhe, 34 km nördlich von Bozen an der Penser-Joch-Straße, wurde schon im 17. Jahrhundert auf silberhältigen Bleiglanz betrieben und später auf Zinkblende ausgedehnt. Nach dem 1. Weltkrieg rückte Fluorit als Industriemineral in den Mittelpunkt.

Weil Fluorverbindungen in der Natur selten vorkommen, hat der Fluorit als Rohstoffquelle für die moderne Technik zunehmende Bedeutung erhalten. Verwendet wird er als Fließmittel in der Metallurgie (Hüttenspat in verschiedenen Korngrößen, Gehalt 45-87% CaF2) und in der chemischen Industrie (Säurespat 94-98% CaF2). Die Fluorchemie hat seit einigen Jahrzehnten einen starken Aufschwung erlebt. Dies betrifft nicht nur die Flußsäure, sondern vor allem die organischen Fluorverbindungen. Gefrierschutzmittel, Schmierstoffe, Kunststoffe und Lösungsmittel werden aus diesem Element hergestellt. Fluor wird zur Synthese von Uranhexafluorid benötigt, aus dessen Dampf das spaltbare Uran, welches als Brennstoff in Kernreaktoren dient, abgetrennt wird.

Die Lagerstätte in Rabenstein ist durch einen 1 km langen Fluoritgang gekennzeichnet, der sich in der Kontaktzone zwischen Brixner Granit und Quarzphyllit befindet. Der Mineralkörper, mit einer Mächtigkeit bis zu 4 m und einer Teufenerstreckung von mehr als 200 m, beginnt in den Glimmerschieferfelsen über dem Bergwerksgelände. Er biegt unter Tag dann nach links (OSO) um, unterfährt den Runerbach und endet beim Winklerbach. Die Mineralisation ist durch sieben übereinander liegende, und miteinander verbundene Stollen, die auch Nebenadern anfahren, aufgeschlossen.

Hauptförderstollen ist der Rosa-Stollen (1.247 m). Von ihm wurde ein Schacht abgeteuft, von dem aus die unterhalb liegenden Strecken (Carlo, Barbara, Cima, Paola und Anna) erreicht werden.

Bezogen auf die jährliche Fördermenge von durchschnittlich 8.000 t Hauwerk beträgt der Fluoritanteil ca. 57%. Das Hauwerk wird auf Lastwagen verladen und zur weiteren Aufarbeitung in die Provinz Brescia gebracht. Dort erfolgt zuerst eine physikalische Trennung der Anteile über 4 mm Korngröße und dann eine Flotation des Feinanteiles zur Gewinnung von Fluorit, Blei und Zink.

Der Bergbau, in dem 1989 10 Personen beschäftigt waren, wird von der Firma Prealpi Mineraria S.p.A. mit dem Sitz in Zogno (Bergamo) betrieben. Das Unternehmen ist auf die Verarbeitung von Flußspat spezialisiert und betreibt außerdem den Bergbau in Vallarsa/Brantental und die Gruben in Collo (Brescia).

Quelle: Herbert Kuntscher, Südtirol, Bergwerke, Höhlen, Heilquellen, Berwang 1990, S. 83 - 85.

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Stollenmundloch eines Nebenstollens.
In der oberen Bildpartie sieht man deutlich etwa mittig über dem Holzausbau den noch anstehenden festen Fels bis zu einer senkrechten Kluft.
Das ist die Kante eines Ganges (Erzbergleute sagen dazu auch "Ruschelzone"). Viel weicheres stark zerklüftetes Material. Diese Ruschelzonen hat man natürlich genutzt um in den Berg zu gelangen. Viel weicher bedeutet auch viel weniger Arbeit. Wie man auf dem Dach des Ausbaus erkennen kann auch viel Nachfall. Also eine nicht ungefährliche Arbeit. Der Streckenfortschritt war aber erheblich größer als im festen anstehenden Fels.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
"Rosa-Stollen 4.6. 1939"
Der Rosa-Stollen wurde um 1898 angelegt.
Davor gelagertes Verzugsholz und evtl. Schwellen für den Gleisbau.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Rosa-Stollen, Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Vergrößerung aus dem obigen Bild.
"Rosa-Stollen 4.6. 1939"
Der Rosa-Stollen wurde um 1898 angelegt.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Zwei sogenannte "Schlepper" - ein harter Job.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Zeigt den typischen Türstockausbau. In diesem Fall den polnischen Türstock mit Stempeln, der Kappe und dem Verzugshölzern dazwischen.
Der Graben rechts unten ist die sog. "Wasserrösche". In ihm läuft das eindringende Wasser nach drausen.
Von einer künstlichen Wetterführung ist nichts zu sehen, sodaß in diesem Fall eine natürliche Wetterführung vorhanden ist. Vermutlich durch einen Schacht oder anderen Stollen gewährleistet.
Bei der Lokomotive um eine Orensten & Koppel handeln. Das große Schild mit der Zahl 7397 ist die Fabriknummer. Das Schild darunter trägt in der oberen Reihe den Schriftzug "Orensten & Koppel".
Die Maschine hat einen dieselmechanischen Antrieb (B-dm, Typ RL 1c), der Buchstabe "B" steht für 2 angetriebene Achsen, Baujahr ca. 1930er Jahre.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Abgebildet ist der Vermessungshelfer bei der Arbeit. Ich vermute es handelt sich um ein Nivellement. Er ist gerade dabei die Firste zu nivellieren. Leider sieht man das dazugehörige Instrument nicht.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Streckenabzweigung mit mittlerer Stempelreihe. Im Hintergrund dürfte der eigentliche Ladeort sein. Dort wurden die gewonnenen Steine verladen und abgefördert. Zwei Gleise waren ja nötig, damit kein Arbeitspause entsteht. Ein Wagen wird geladen. Derweil kommt ein leerer Wagen auf das andere Gleis. Der volle fährt raus, der leere wird derweil wieder geladen. Rechts dürfte der Wagen stehen der gleich rausfährt, denn er hat die Grubenlampe anhängen. So sieht jemand, wenn ihm der Wagen entgegenkommt.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Der Vermessungshelfer bei der Arbeit. Er leuchtet mit seiner Lampe den Meter an, damit der Vermessungssteiger mit dem Nivellier die Zahlen erkennt. Die Zigarette im Mund ist im Bergbau üblicherweise nicht gestattet, weist aber darauf hin, das kein Gas und eine gute Wetterführung vorhanden sind. Das Nivellement ist absolut notwendig um den Verlauf des Stollens im Schnitt darstellen zu können. Insbesondere für die Höhenangaben am Ende des Stollens zu weiteren Auffahrung. Denn durch einen Stollen, der nicht gleichmäßig ansteigt kann kein Wasser abfließen und das kann das Ende eines Stollens bedeuten. Insbesondere bei einem starken Wassereinbruch. Nivellements sind aber auch notwendig um evtl. das Niveau eines anderen Stollens zu treffen oder in einer bestimmten Höhe rauszukommen und um nicht wegen Einbruchgefahr zu nahe an die Oberfläche zu geraten.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Firstnivellement. Interessant ist, das nicht am Ausbau angehalten wird, sonderen am anstehenden Fels. So wird es auch zeichnerisch dargestellt. Möglich, dass ein Polygonpunkt einnivelliert wurde, den man aber nicht sieht.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Arbeit vor Ort. Man erkennt noch die letzte Stempelreihe. Davor wird ungeschützt gearbeitet. Da wir uns hier nicht in Sedimentgestein sondern in selbsttragendem vulkanischem Gestein befinden, ist die Gefahr von herabfallenen Steinen gering. Trotzdem erstaunt, dass die Arbeiter keine Lederhelme tragen, was ziemlich gefährlich ist. Der Ort dürfte vor kurzem frisch gesprengt worden sein. Jetzt wird das Material in die davorstehende Lore geschaufelt.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Fast leergeräumtes Ort. Die Bohrstangen werden zum Erstellen der Sprengbohrlöcher verwendet. Die Flecken auf den Jacken der Hauer scheinen vom Tropfwasser zu kommen.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Ein altes Lot. Offensichtlich hatte der Vermesser hier viel Arbeit. Der hat nicht nur nivelliert, sondern auch polygoniert. Dazu wurden Punkte an der Firste vermarkt. Die abgebildeten Keile wurden in einen Schlitz zwischen Gebirge und Ausbau gehauen und einen Nagel in den Keil geschlagen. An diesen Nagel, den man leider nicht erkennt, wurde das Lot gehängt.
Das Lot wurde mit dem Theodolit (leider auch nicht zu sehen) angezielt. Horizontalwinkel, Vertikalwinkel und Länge zum Lotkopf gemessen. Dann wurde unter dem so neu bestimmten Punkt mit dem Theodolit aufgestellt usw. So hatte man ein Polygon, das bis vor Ort reichte. Das wurde über Tage zugelegt. (z.B. 1:100) Nur so wusste man, wo man sich im Verhältnis zu den anderen Grubenbauen und zur Tagesoberfläche befindet. Alle Polygonpunkte wurden auch einnivelliert. Kann sein, dass auf Bild 10 ein Polygonpunkte einnivelliert wurde.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol © Foto Rudisch-Müller

Bergbau Rabenstein, Sarntal, Südtirol
Letzte Räumarbeit vor Ort. Man sieht noch teilweise die Bohrlochenden vom letzten Abschlag. Die weißen Punkte an der Ortsbrust.
© Foto Rudisch-Müller, 4. Juni 1939

Der Bergbau Rabenstein war bis 1990 in Betrieb.


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Anregungen und Ergänzungen: Wolfgang Morscher