Bergrevier Imst


von Robert R. v. Srbik

Die älteste Urkunde über einen Bergbau im Imster Revier aus historischer Zeit nennt das Jahr 1016. Sichere Angaben sind erst vom 12. Jahrhundert an bekannt. Schon 1208 wurde für diesen Bereich eine Bergordnung erlassen. Auch heute noch finden sich an zahlreichen Stellen alte Spuren der Bearbeitung mit Schlegel und Eisen sowie des Feuersetzens, um das Gestein mürbe zu machen.

Ähnlich wie in Rattenberg geht die Wiederbelebung des Bergbaues im Imster Revier auf bayrischen Einfluss zurück. Markgraf Ludwig von Bayern, Graf zu Tirol, erteilte 1352 einigen Münchener Bürgern und einem Goldschmied in Augsburg das Schurfrecht im Gericht Landeck auf die dort bestehenden Bergwerke. Wenn wir auch für diese Zeit und die folgenden Jahrzehnte noch nichts Näheres über den Bergbau im Imster Revier erfahren, so kann man vom Ende des 15. Jahrhunderts an den Urkunden doch entnehmen, dass damals Bergbau auf silberhaltigen Bleiglanz und auf Galmei betrieben wurde. So 1498 bei Imst, 1516 bei Arzl am Ausgang des Pitztales auf Blei, 1549 bei Marienberg, 1585 bei Bieberwier auf Galmei, 1549 und 1569 auf Quecksilber im Stanzertal, ja 1566 wollte ein Alchymist sogar Gold am Sperchen bei Imst entdeckt haben. 1517 wurde für das Imster Revier ein eigenes Galmeimaß festgesetzt. Schon im 16. Jahrhundert werden die meisten Bergwerksorte in diesem Bereich erwähnt, der nach Süden bis Nauders, nach Norden bis in den Ammerwald sich erstreckte und Reichtum an Erz, Wasser und Holz aufwies. In Ehrwald befand sich 1599 eine Eisenhütte, in der die im Arztal südlich Innsbruck erhauten Erze verarbeitet wurden, da die Haller Saline dort das Holzreservat inne hatte. Erst später erfolgte eine Abänderung dieses Vorrechtes. Bemerkenswert ist außer den alten Bleigruben am Tschirgant ein Vitriolbergwerk bei Umhausen im Ötztal.

Unter den Gewerken begegnen wir auch hier wieder schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Fugger, die sich überall nur dort und nur solange als Bergherren festsetzten, wo Gewinn zu erzielen war. Mit ihnen zeigten sich auch hier die sozialen Übelstände unter der Knappschaft, die eine stete Begleiterscheinung ihrer berüchtigten Tätigkeit waren.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1623) ließen die Fugger bereits einige ihrer Gruben eingehen. Nachdem ihnen nachgewiesen worden war, dass ihr Faktor zu Imst den Galmei mit taubem Gestein verfälsche, derart die Knappen und den Käufer betrüge und die Knappschaft durch Härte vertreibe, gaben die Fugger 1663 das ganze Imster Revier auf, das nun mit seinen ertragreichsten Teilen beiderseits des Fernpasses (Bieberwier und Nassereith) von einem Imster Ratsherrn übernommen wurde.


Bergrevier Imst

1 Haderlehen: Kupfer- und Schwefelkiese mit Quarz im Tonglimmerschiefer. 18. Jahrhundert bis 1756. Wassertransport zur Verhüttung nach Brixlegg. — In Umhausen 1600 angeblich ein Vitriolwerk.

2 Würgen-(Wörgl- oder Längen-)tal: Wie 1. 15. und 16. Jahrhundert bedeutend; große Halden. Verhüttung an Mündung des Stuibenbaches „Teufelsschmiede". Hohe Lage und Transportkosten verursachten Einstellung Mitte des 16. Jahrhunderts.

3 Venetalpe: Spateisenstein mit Bot- und Brauneisenerz im Tonglimmerschiefer. Sehr alter Betrieb. Verhüttung im 14. Jahrhundert in Arzl, 1465 aufgelassen. Wiedergewältigung 1848 — 1856. — Plangeross alte Baue: Eisen und Kupfer.

4 Gand: Fahlerz mit gediegenem Quecksilber am Kontakt von Dolomit und Tonschiefer. Alte, umfangreiche Baue. Ende des 14. Jahrhunderts bis 1520, 1820 — 1825. Verhüttung Vadiesen westl. Gand. — Pettneu: Alte Gruben auf Eisen.

5 Steißbachgraben (Krozos) und St. Christoph a. Arlberg: Silberhaltiger Bleiglanz mit Galmei und Blenderzen im Wettersteinkalk. 15. Jahrhundert bis 1582. Verhüttung Oberdorf bei St. Anton. — Schon 1464 Tagung wegen des Streites „um das Erz auf dem Arlberg": 1309 Beginn der Salzfuhren über den Pass.

6 Feli: Spateisenstein mit Rot- und Brauneisenerz im Tonschiefer. Bei St. Jakob 16. Jahrhundert bis 1643. Verhüttung in Vadiesen, Werk und Hütte 1643 durch Vermurung zerstört.

7 Kohlwald: Wie 4 und Eisen. Mächtige Halden, 15. Jahrhundert bis 1643 (Vermurung). Früher Verhüttung Vadiesen.

8 Fladalpe: Kupfer- und Schwefelkies im Tonschiefer. 16. bis Anfang 17. Jahrhundert. Holzmangel. Verhüttung Urgen. In Umgebung noch einige kleinere Schürfe (Unt. Fladbach und Wiesberg). 1604 Quecksilberbergbau auf der Tobadillalpe. — Pians: Alte Gruben auf Spateisenstein. Bergbau in der Umgebung von Landeck schon 1352 erwähnt. — Mathon und Tschaffein: Angeblich alter Bergbau wegen Unergiebigkeit und Verschüttung einiger Knappen verlassen.

9 Schwarzwald: Fahlerz mit Kupfer- und Schwefelkies, Spateisenstein im Tonschiefer. 1580 — 1610. Holzmangel. Einst bedeutend. Leopoldsgrube bis 1841. Verhüttung Urgen. Ebenso Gruben oberhalb Ladis, am Kalvarienberg Anfang des 20. Jahrhunderts Wiedereröffnung eines Stollens.

10 Röthelstein (Botenstein): Wie 9. Quecksilberhaltiges Fahlerz in eisenschüssigem Kalk. 15. bis Anfang des 17. Jahrhunderts. Großer Umfang. 1843 — 1845 (Wasserandrang). Im 20. Jahrhundert wieder in Betrieb. Bei Pfunds (Preiskopf und -wand) alte Gruben auf Kupfer und Arsen. — Piz Mondin: Versuchsbaue auf Kupferkies (heute Schweiz).

11 Tösneralpe: Bleiglanz mit Kupfer- und Schwefelkiesen am Kontakt von Gneis und Glimmerschiefer. 1539 — 1610 (Berglergletscher?). 1890 schwacher Betrieb (hohe Lage, Transport).

12 Fislad: Wie 11. Auch Silbererze (Tschinglerberg). 2680m hoch gelegene alte Baue. 1550 — 1630, dann Versuche unter der bayrischen Herrschaft 1805 — 1815. Transport über Fisladjoch 2856m. Burgschrofen alte Baue auf Kupfer. Kaunerberg auf Eisen.

13 Radurschl: Kupfer- und Schwefelkies mit Quarz im Tonglimmerschiefer, im 17. Jahrhundert auch Eisen. Sehr alte, ausgedehnte Betriebe wie 12. Verhüttung Pfunds. Beide Anlagen Anfang 17. Jahrhundert aufgelassen. Spätere Versuche erfolglos.

14 Mutzalpe am Piz Lat: Kupferkies und Pyrit, Bleiglanz und Fahlerz am Kontakt von Granit und Sandstein. 1486 bis Anfang 17. Jahrhundert (Religions- und Grenzstreit). Verhüttung Sclamisott (1620). — Südl. Nauders (Hof Tenders, Ostabhang Piz Lat) angeblich Goldsand. Silber zu Scarl und im Unterengadin 1317 — 1522.

15 Almejur: Bleiglanz mit Galmei und Blende, Fluss- und Kalkspat im Dolomit. Ausgedehnte Halden und Bautenreste eines Schmelzwerkes aus dem 15. (1472) und 16. Jahrhundert. „Wassergruben" am Fuß der Edelspitze. Mitte 16. Jahrhunderts Betrieb eingestellt. Wiedergewältigung 1867 erfolglos. Ähnlich am Almejurjoch und im Kaisertal (Bodenalpe, Erlacheralpe, altes Knappenhaus, jetzt Schießstand). Im Fallesintal Rest eines Schmelzofens. Auch Sage hierüber.

16 Alperschon: Wie 15. „Knappenböden" im 15. und 16. Jahrhundert ausgedehnter Bergbau, Halden, Bautenreste (Schmelzwerk). 1472 Eisenwerk Feustab, 1481 Messingprivileg. Hohe Lage, schwerer Transport. 1604 Eisenbergbau Weitalpe, Gericht Ehrenberg.

17 Lagerberg (Lakesberg): Wie 15. Betrieb 16. und 17. Jahrhundert bis 1715. Verhüttung Imst. 1785 — 1855, dann erschöpft. — 1566 Erz-und Goldbergbau „Am Sparchen" bei Tarrenz. — Steinjöchl: Zink, Bleiglanz und Weißbleierz.

18 Tschirgant: Wie 15, auch Fahlerz und Silber. 1446 bis ins 19. Jahrhundert. — Mit Beginn des 17. Jahrhunderts Bückgang. Blütezeit im 15. Jahrhundert 50 Stollen und 1000 Knappen. („Silbertal".) Seit 1475 Verhüttung in Schmelzthütte Imst (silb. Bleiglanz, Weißblei, Zinkblende, Fahlerz). Spätere Wiedergewältigungen erfolglos. — Bei Brennbichl im 19. Jahrhundert und bei Karres (zirka 36 cm mächtig) 1875 Abbau von Kohle in schwarzem Tonschiefer.

19 Mariaberg: Bleiglanz mit Blende und Galmei im Dolomit. Große Halden aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Verhüttung Weißland. Wegen Erschöpfung des Erzes 1675 aufgelassen. Kleinerer Schurf „Gamswannele" am Südabhang vom Grünstein, wenig Erfolg.

20 Feigenstein: Bleiglanz mit wenig Blende, dann Galmei im Dolomit. 1668 bis heute. Verhüttung bis 1864 in Roßbach. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts ergiebig.

21 Blasiental: Wie 20. — Am Geierkopf und auf der Höllplatte 4 Stollen. 1530 — 1650. Verhüttung Brunnwald an Mündung des Tegestales.

22 Haferstock (Haferkopf): Wie 20. Große Ausdehnung bis unter Wanneckspitze (2350m). 1457 - 1680, Anfang 18. Jahrhundert bis 1830, 1875 — 1878. Verhüttung zuerst im nahen Riffeltal, dann Brunnwald.

23 Hochwart: Bleiglanz mit Fahlerzen am nordöstl., höchsten Teil des Haferkopfes. Große Halden (Malachit und Berggrün, Kupferlasur und Schwerspat) aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

24 Siegmund- und Matthias-Grube: Bleiglanz mit Blende und Galmei, Gips, Flussspat im Dolomit. Vom Seespiegel bis 300 m über Talsohle. Betrieb wie 22 bis 1690, dann 1875 — 1878. Verhüttung Brunnwald.

25 Brunnwald: Wie 24. Anfang 16. Jahrhundert bis 1648. Hütte 1 km nördlich davon am Eingang ins Tegestal. Messing aus Verschmelzung von Galmei und Fahlerz erzeugt. 1651 nach Brand aufgelassen, Roßbach errichtet. — Fernstein: Alte Bergbaue auf Bleierze. Asphalt an den Seen. Im Ferngebiet bei Nassereith Bergbau auf Galmei 1479, auf Eisen 1602. Am Weißensee und bei Obsteig Schurf auf Lettenkohle 1875; ohne Erfolg 1870 im Gafleintal. — Frohnhausen-Barwies alte Galmeigruben.

26 Gafleineck: Schwaches Schwarzkohlenflöz = „Alpenkohle“. 1874 bis 1876, wenig Erfolg.

27 Dirstentritt: Blei- und Galmeierze mit Molybdän. Lager 1 m mächtig. Großer Betrieb. 1565 — 1838, 1850 — 1853, dann seit 1876 durch Gewerkschaft. Verhüttung bis 1651 Brunnwald, dann Roßbach.

28 Reißenschuh: Blei- und Galmeierze mit Blende. Kleinere Grube 1680 — 1740. Verhüttung Roßbach.

29 St. Veit an der Heiterwand: Wie 28. Ausgedehnte Halden und Bautenreste. Beginn im 13. Jahrhundert. 1530 bis gegen 1780, 1604 Galmeibergwerk. Wiedergewältigung 1820 — 1825 und seit 1887. Verhüttung Imst, Transport über Steinjöchl.

30 Neder (Imster Ochsenalpe): Blei-, Galmei- und Blenderze im Dolomit. Ausgedehnte Halden und Bautenreste. Zirka 1480 - 1745. 1815 - 1820. Blüte 1550 — 1621 (mehrere 100 Knappen). Verhüttung Imst.

31 Säbertal: Wie 30. Wenig umfang. Betrieb Anfang 18. Jahrhundert bis 1735. Verwertung in den Töpfereien zu Ehrwald.

32 Feldern: Blei- und Blenderze ohne Galmei im Botbachgraben nördl. Tilfussalpe. Verwertung wie 31. Neue bayrische Versuche erfolglos.

33 Silberleiten: Blei-, Galmei- und Blenderze im Wettersteinkalk des Schachtkopfes. Ausgedehnte Gruben. Erwähnung 1483, erster Abbau 1524. Blei- und Zinkhütte Bieberwier 1880 aufgelassen. Wiedergewältigung des Bergbaues durch Genossenschaft Silberleiten. Asphalt auf dem Roggenschrofen (Ichthyol). — „Wiegele“ (Nassereither Alpe) früher Mangan. — Bei Lermoos Braunkohle 1875, Ehrwald (Südteil der Zugspitze) alte Gruben auf Bleiglanz, Zinkblende und Galmei (1576).

34 Riegeltal: Blei- und Galmeierze im Wettersteinkalk. 1621 — 1688. Verhüttung Stockach. Bei Bichlbach seinerzeit Waschgold.

35 Pazielalpe: Silberhaltiger Bleiglanz mit Galmei und Blende im Dolomit. 16. Jahrhundert bedeutend bis 1580. Verhüttung Zürs. Neuere Versuche erfolglos. — Südl. Zug bei Lech auf der Gstüttalpe alte Baue auf Blei und Zink. — Am Omeshorn verlassene Baue auf Spateisenstein. Diese Betriebe gehören nicht zum Bergbaurevier Imst, nur des Zusammenhanges hier angeführt.


Nebenkarte Bergrevier Imst

1 Dauracher Alpe: Einst reiche Ausbeute an Eisenerzen in den dortigen Gruben. Andenken verschollen.

2 Säuling: Eisenerzabbau wahrscheinlich schon in der Vorzeit und Römerzeit, jedenfalls 629 schon vorhanden. Verhüttung in Ehenbichl (1016). Noch Anfang des 16. Jahrhunderts unter Kaiser Max Schächte und Hammerwerk in Betrieb. Außerdem in Pflach 1509 Kupfer- und Messinghütte. Dankkapelle für den reichen Bergsegen des Säuling. Breitenwang Schmelzhütte 1521. Ammerwald Eisenhütte 1599. Kreklmoos nur „Kupferwasser" (1783).

3 Unterletzen: Erloschener Bergbau auf Brauneisenstein und Alaunschiefer.

Quelle: Robert R. v. Srbik, Überblick des Bergbaues von Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart, Innsbruck 1929, (Sonderabdruck aus den Berichten des Naturwissenschaftlich-medizinischen Vereines Innsbruck), S. 200 - 206.
Digitalisierung der Karten: Wolfgang Morscher
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