Bergbau in Hollersbach


Von Josef Lahnsteiner

Der Bergbau muss einmal einige Bedeutung gehabt haben. 1515 wurde einer Gesellschaft von Handelsherren in Augsburg die Erlaubnis erteilt. am Burgstall bei Hollersbach den Bergbau wieder zu betreiben. Sogar eine Schmelzhütte soll in Burgstall bestanden haben, die 1628 nach Mühlbach verlegt wurde wegen leichterer Beschaffung von Holzkohle. Kohlenmeilerspuren finden sich übrigens in der Burgstallgegend auch, besonders am Reißboden (LA., H. M. Rosenberger, 1626).

1626 bittet H. M. Rosenberger um einen Neuschurf im Hollersbach. Sie bitten auch um das notwendige Grubenholz, dass sie bei den alten Bauen Schermgebäude aufrichten können.

1629 bestand auf der Achsel ein Bergwerk, das dem Landesfürsten gehörte. Der Bergrichter sagte damals: Auf der Achsel peißt schöner Bleistuff über Tag aus. Das kann man heute noch sehen.

Im Gebiet der Achsel sind acht bis zehn Ausbisse von Flußspat und Erzen, im Reichersleitengraben, in 1800 m Seehöhe, sind 40 bis 50 Ausbisse, die noch nicht näher untersucht sind. Auf der Achsel sind gegenwärtig vier Stollen, in der Flecktruch zwei. Die Erzführung geht jedoch viel höher hinauf. Der Stollen „Bergsegen" hat eine Lagermächtigkeit bis zu 4 m Flußspat, der Traugottstollen ist ein Lagergang von großer Schönheit. Er führt mit dem Flußspat sehr schöne Zinkblende. Die Mächtigkeit ist von einem halben bis drei Meter (Gutachten Bergverwalter Hans Wenger, 24. 1. 1943).

Es wäre schöner, weißer Quarz in ausreichender Menge vorhanden, aber durch seine Eisenhältigkeit ist er derzeit nicht verwertbar. Der Quarz ist mit derben, bläulich oder grünlich schimmernden Linsen von Flußspat durchzogen, der sehr brüchig ist. Eingesprengt ist Zinkblende in allen Farben, gelb, braun bis schwarz, dazwischen glänzt grauer Bleiglanz heraus. Der Flußspat (Fluorit) wird als Zuschlag bei der Erzverhüttung heute gesucht.

1907 wurde von der Montanistischen Hochschule in Leoben ein Gutachten über den Bergbau auf der Achsel gegeben. Darin heißt es: In dem Bergrücken zwischen Habach und Hollersbach können zwei erzführende Zonen unterschieden werden. Die vorderste reicht von Wenns über Mühlbach nach Vitlehen und enthält Kupferkies und Schwefelkies; die weiter südlich und höher liegende Zone führt Flußspat, der mit Zinkblende und Bleiglanz untermischt ist. Diese Zone geht im Habachtal bis zur Brosingalm hinein, wo noch Reste eines alten Bergbaues zu sehen sind.

1908 hat der Bergingenieur Reitsch einen Bergbau auf der Achsel in Betrieb gesetzt. Im Jahre 1925 hat eine Gesellschaft, die Hollersbacher Blei- und Zinkbergwerke, den Abbau fortgeführt, mehrere Stollen gebohrt und Gebäude auf der Achsel errichtet. Auch eine Seilbahn ins Scharl herabgezogen, mehrere Gebäude am Fuß des Berges in der Scharlalm errichtet. Die Seilbahn ist aber schon im ersten Winter das Opfer einer Lawine geworden. 1927 ging die Sache an die Pinzgauer Bergwerksgesellschaft über, die nach genaueren Aufschlüssen und Skarpierung der Bergdecke bis auf die Höhe den Bau wegen Unrentabilität 1929 einstellte. Während des Krieges 1940 bis 1944 wurden von Baurat Ringe Versuche gemacht, dieses Bergwerk wieder zum Leben zu bringen, aber es blieb bei unzulänglichen Versuchen.

Das Endresultat ist: Abbauwürdig ist das Erzvorkommen trotz seiner scheinbaren Größe und Güte nicht. Denn: 1. muss heute ein Großbetrieb aufgemacht werden können, sonst ist der Abbau nicht rentabel. 2. ist der Flußspat mit Erzen, Blei und Zinkblende durchzogen, was seine Verwertung erschwert. Er müsste erst gereinigt werden. 3. Auch die Höhenlage macht den Abbau kostspielig.

Im Widtloseck suchen die Prennthaller Gewerken 1629 um drei Neuschürfe im Scharrn an. Christoph Loy hat die Erzfunde gemacht.
Sie heißen: 1. bei der Hoffnung, 2. bei dem Glück, 3. bei der Gottesgab. Der Hollersbach ist nach Rußegger goldführend. Dieses Gold ist aber nie ausgebeutet worden, es wird in die Salzach, abgeschwemmt. Diese Goldführung kommt sicher aus zwei Quellen, vom Bärnbad und vom Widtloseck. Aber es können auch bisher unbekannte Goldvorkommen ihren Schatz an den Bach abliefern.

Bärnbad ist eine Steilrinne nördlich des Achselgrabens. In Bärnbad sind alte Stollen und Gruben, in denen auf Kupferkies gebaut wurde, Arsenkies und Kupferkies mit Pyrit vermengt. Diese Kiese waren stark goldhaltig. Aus einer Tonne Erz ergaben sich 18 g Gold und 360 g Silber, wo schon 15 g die Abbauwürdigkeit ergeben. Aber die bis jetzt gefundenen Ausbisse enthielten so wenig Erz, dass sich der Abbau nicht lohnt. Vielleicht gelingt es mit neueren Methoden einmal, größere Erzlager zu finden, dann wären Bärnbad und Widtloseck aussichtsreiche Plätze (Leitmeier, Blei-Zinkvorkommen auf Achsel).

Auf den Lannermahdern, oberhalb des Pass Thurn, suchen die Prenthaller Gewerken 1628 um Schurfrechte an. Also muss da droben auch Kupfererz zutage treten.

Quelle: Josef Lahnsteiner, Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat. Hollersbach 1965. S. 380 - 382.
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