Die alten Grabsteine bei der Pfarrkirche von Bruneck


© Dietrich Feil

Nr. 3

Grabstein des Johann Felix von Mayrhofen zu Koburg und Anger und seiner Familie (1791)



Grabstein des Johann Felix von Mayrhofen zu Koburg und Anger und seiner Familie


PARENTIBVS OPTIMIS
IOANNI FELICI À MAYRHOFEN
IN KOBURG ET ANGER
PATRITIO TIROLENSI.
ANNO MDCCXCI.
ET M(ariae) ANNAE DE GENTILIBVS À WORZ.
ANNO MDCCCII.
MORTEM PIE OBEVNTIBVS.
TVM ET AVIS
GEORGIO FELICI À MAYRHOFEN
ET M(ariae) SVSANNAE MOERL
À MÜLEN ET SIHELBERG.
SORORIQVE
SVSANNAE VIDVAE À KREVZENBERG
ANNO MDCCXCV DEMORTVAE
MEMORIAE ET GRATITVDINIS ERGO
MONVMENTVM HOC POSVIT
STEPHANVS À MAYRHOFEN
ECCLESIAR(um) COLLEGIATAR(um)
AGVNTINAE ET BRIXINENS(ae)
CANONICVS

"Oben drei Wappen, unten große Inschrifttafel mit Blüten- und Tröpfchengehänge. Den Eltern Johann Felix v. Mayrhofen zu Koburg und Anger, gest. 1791 und Anna v. Wörz, gest. 1802 und den Großeltern etc. errichtet von Canonicus Stephan von Mayrhofen, dem bekannten tirolischen Genealogen." (Weingartner 287 Nr. 6).

Von den Wappen ist das mittlere mit dem Hahn den Mayrhofen zuzuordnen (vgl. Nr. 2), das rechte mit dem Steinbock den Mörl:
„Die Herrn von Mörl erreichen mit den Nachrichten von ihrem Geschlechte jenes hohe Alter, wo noch keine Geschlechternamen üblich waren, und gehören somit zur ältesten Klasse des tirolerischen Adels. Sie erscheinen erstlich bloß mit dem Namen von Pfalzen, als sie sich aber in der Folge in mehrere Linien theilten, haben sie die Beinamen von Nauders, der Tobratl, und der Wüeler angenommen. Ebenso scheint auch der Name Mörl anfangs nur ein Unterscheidungsnamen gewesen zu sein, der mit der Zeit der Nachkommenschaft des Peters von Pfalzen eigen geworden ist.

Sichlburg ober der Pfarrkirche zu Pfalzen scheinet ihr Stammhaus gewesen zu sein; Luttach neben dieser Kirche, und das Wüelgut, der heutige Pfarrwidum, waren ihr Eigenthum. Den Ansitz Mülln erwarb sich Achatius von Pfalzen im Jahr 1336. Als das görzische Pusterthal 1501 mit Tirol vereiniget wurde, sind die Mörl in den Landesadel aufgenommen worden...“ (Tinkhauser 201).

Bemerkenswert und auch für die vorliegende Materialzusammenstellung wichtig ist hier auch der Stifter des Grabsteines, der Canonicus Stephan von Mayrhofen zu Koburg und Anger, der sich durch seine genealogischen Forschungen zum Tiroler Adel einen Namen gemacht hat und von dem auch die Zusammenstellung der Grabdenkmäler in der alten Kirche bzw. dem alten Friedhof stammt (hier jeweils als „Suppl.“ zitiert).
Über Stephan von Mayrhofen und das Zustandekommen dieses Supplementums schreibt Johann Jakob Staffler, Das deutsche Tirol und Vorarlberg (1847) 176 f.:
Stephan von Mayrhofen zu Koburg und Anger erblickte den 22. September 1751 zu Bruneck das Licht der Welt, wurde den 16. Mai 1774 zum Priester geweiht; dann Canonikus des Collegiats-Stiftes in Innichen und Chorherr der Collegiat-Kirche in ambitu in Brixen, an welcher er ein Beneficium mit einem Kapitale von 9000 fl. stiftete.
Schon in seiner frühen Jugend wurde eine große Neigung für die vaterländische Geschichte in ihm rege; er trat mit dem berühmten Geschichtsforscher Resch ... in nähere Verbindung und ward Schüler und Freund desselben. Resch wußte den jungen und eifrigen von Mayrhofen auch wohl zu benützen. So gab jener das „Supplementum ad monumenta Brixinensia edita Brixinae ao. 1765 unacum epitaphiis et inscriptionibus in ecclesiis conterminis et vallis Pustrissae adjectum ao. 1775“ ohne Bezeichnung eines Verfassers heraus, der doch Stephan von Mayrhofen war.
Die größte, mühesamste und verdienstlichste Arbeit dieses emsigen Forschers ist die genealogische Beschreibung der tirolischen Adelsfamilien. Er füllte damit drei Folianten, und gab ihnen den Titel: „Stammtafeln des tirolischen Adels“. In der neuesten Zeit sonderte er sie in VII Theile mit der Überschrift: „Genealogien des tirolischen Adels“. Dieses Werk charakterisiert sich durch eine ebenso richtige und scharfe Beurtheilung, als durch einen staunenswürdigen Fleiß des Verfassers. Die tirolischen Stände auf der Adelsbank hat es so sehr angesprochen, daß sie sich – da es noch Manuscript ist – mit nicht unbedeutenden Kosten eine Abschrift davon besorgen ließen.
Canonikus von Mayrhofen lebt seit dem Jahre 1808 in der tiefsten Stille und Zurückgezogenheit auf einem Landgute – dem Bachhofe – in Vahrn. Es verdient bemerkt zu werden, daß er die nur 1 ¼ St. entfernte Stadt Brixen, obschon er sie aus seinem Wohnzimmer recht gut überblickt, durch 23 Jahre nicht mehr besuchte.“
Zur Biographie vgl. auch Bertel II 84 Nr. 232.

Zum Text des Supplementum.




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