Die alten Grabsteine bei der Pfarrkirche von Bruneck


© Dietrich Feil

Nr. 1

Grabstein des Ulrich von Gebenstorf und der Katharina von Mayrhofen (1485)





SEPULTURA
VDALRICI DE GEBENSTORF
ET CATHARINAE DE
MAYRHOFEN FUNDATORUM
CAPELLAE S. SEBASTIANI
ANNO DOMINI MCCCCLXXXV

(Grabstätte des Ulrich von Gebenstorf und der Katharina von Mayrhofen, der Begründer der St. Sebastians-Kapelle. Im Jahre 1485)

"Weißer Marmor. Oben Engel mit Allianzwappen, unten Inschrift in Kapitalen. Ulrich von Gebenstorf und Katharina v. Mayrhofen, Stifter der St. Sebastianskapelle (1485), die am Friedhof stand, aber abgetragen wurde. Um 1800." (Weingartner 286 Nr. 4).

„Ulrich von Gebenstorf ist aus Kärnthen nach Bruneck gezohen, hat daselbst 1447 das Bürgerrecht angenommen, und sich im Haus Nr. 30 seßhaft gemacht. Seine Frau war Agnes Kirchmayrin von Ragen. Ulrich II. Gebestorfer (!) war 1490 Stadtrichter; erbaute und stiftete die St. Sebastianskapelle im Freythofe zu Bruneck; seine Frau Katharina von Mayrhofen. Ulrich III. von Gebensdorf, der Lezte seines Stammes starb zu Bruneck 1565. Sidonia seine Tochter war die Gemahlin des Johann von Winklhofen zu Krakofl.“ (Tinkhauser 195).

„Ulrich Gebisdorfer (!) ein edler Burger zu Bruneck erbaute im J. 1504 auf dem Gottesacker bey der Unserfrauenkirche zu Ehren des h. Sebastian eine Kapelle, und übergab dieselbe am 5. Jenner 1507 unter der Aufsicht des Stadtrathes. Sowohl der Erbauer, als auch andere Gutthäter beschenkten diese Kapelle, und stifteten Ämter und Messen darin. Die Burger errichteten die St. Sebastians-Bruderschaft... die Kapelle selbst (wurde), bey dem Kirchenbau 1788, um den Platz zu gewinnen wieder abgebrochen“ (Tinkhauser 90 f.).

Die Sebastians-Kapelle lag auf dem heutigen Kirchenvorplatz südwestlich vor der Kirche. In ihr gab es zwei, wohl hölzerne, Rundschilde, einen mit dem Bild des Osterlammes und der Umschrift „Agnus Dei! Qui tollis peccata mundi! Miserere nobis. 1483“ und eines mit einem Wappenschild mit zwei goldenen gekreuzten Rundern auf blauem Grund mit der Umschrift „Dise Capell hat lassen machen Ulrich Göbenstorfer und sein Hausfrau.“
Ferner gab es in dieser Kapelle neben dem Altar zwei schönbemalte Glasfenster, das eine mit dem beschriebenen Gebensdorfer-Wappen und der Inschrift „Ulrich Göbenstorfer 1487“, das andere mit dem Mayrhofer-Wappen, einem schwarzen Hahn in rotem Feld, und der Inschrift „Cathrein Mayrhoferin sein Hausfrau. 1487.“ (Suppl. 53 Nr. 8).
Von den auf dem Stein dargestellten Wappen ist also das linke dem Ulrich von Gebensdorf, das rechte mit dem Hahn seiner Frau Katharina von Mayrhofen (vgl. Nr. 2) zuzuordnen.

Etwas unklar ist das Verhältnis zwischen den Jahresangaben auf dem Grabstein und bei Tinkhauser!

Der heute sichtbare Stein ist jedenfalls kein Original des späten 15. Jahrhunderts, sondern ein um 1800 (vgl. Waschgler 24; Weingartner a. O.) geschaffenes Erinnerungsmal für die abgetragene Kapelle und ihre Stifter.




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