804 - Ihre Beilegung


verständig einzusehen. Während sie dem nach Graubünden entfliehenden Jubele Verwünschungen nachschickten, 1) beschlossen sie schon am 25., die Gefangenen loszugeben. Diesen folgten, von der Ortsobrigkeit in Ischgl erwählt, der Arzt Dr. Joh. Tschallener und der Studierende der Gottesgelehrsamkeit Nikolaus Lechleitner, um in Landeck über leidliche Bedingungen zu verhandeln. Sie sollten es auf allgemeine Verzeihung und Befreiung von Militärbesatzung zu bringen suchen. Raglovich, getreu den Intentionen des Kronprinzen, nahm die Männer freundlich auf und gewährte ihnen beides. Damit war dem Tale der Friede wiedergegeben. Auch im westlichsten Oberland wurde er nicht mehr ernstlich gestört, obgleich es bekanntlich beim Erscheinen Sieberers in Pfunds noch sehr rebellisch zugegangen war. Am 27. besetzten die Truppen der Division Kronprinz die Finstermünz und schickten sich schon zum Besuche Vintschgaus an, als ihnen Baraguays Abmachung mit Danei Halt gebot. Natürlich war auch Firlers Treiben in Vintschgau zu Ende. Er retirierte in das Kaunsertal und wollte es noch bei den Ötz- und Pitztalern versuchen. Aber bayrische Steckbriefe waren gleich hinter ihm her, jagten ihn von Joch zu Joch, 2) und endlich über die Landesgrenze.

Speckbacher, von Hofers letztem Versuch verständigt, rührte sich in seinem Versteck. Jenseits des Brenner, so meldete er seinen Freunden, seien die Franzosen geschlagen, der Sandwirt und die Oberinntaler würden nächstens kommen. Mit Paul Hilber 3) wollte er das Innsbrucker Mittelgebirge, durch Siard Haser das Unterland in Bewegung bringen. Eitles Bemühen! Jedes Dorf um Innsbruck, fast jedes Haus hatte seinen militärischen Posten, unter dessen Aufsicht sich niemand zu rühren wagte. 4) Sendboten Kolbs und Speckbachers wurden rasch entdeckt und aufgehoben. Margreiter erschien mit einer Truppe Wildschönauer am 1. Dezember bei Rattenberg, Haser mit einigen Zillertalern bei Uderns, 5) sie mussten aber vor Deroy eilends verschwinden; es hat ihnen, bemerkt eine dortige

1) Flir p. 150 verzeichnet es als eine Sage, dass Jubele nach Russland ausgewandert. Bei E. M. Arndt, Meine Wanderungen (Leipzig 1893) p. 48 und danach dess. Erinnerungen aus dem äuss. Leben (Leipzig 1894) p. 149 lebte Jubele 1812 tatsächlich in Petersburg, wohin er über England gekommen. J. ließ sich in den dortigen Salons feiern. Arndt fand in Franz Fidelis J. einen „prächtigen Menschen, ein rechtes Bild eines stattlichen und freien deutschen Mannes". Herzogin Alexander von Württemberg ließ sich von ihm Tiroler Lieder vorsingen, deren Weisen sie auf dem Klavier nachzuspielen pflegte.
2) Befehl zur Verhaftung Firlers und des flüchtigen Feldpaters Karl Moll v. 27. Nov. an die Gemeinde Plangeross. J. M.
3) Joh. Mayr in Tir. Bote 1881 p. 1870. Speckbachers Brief an Hilber bei Völderndorff II, 435.
4) So lagen in 40 Häusern der Gemeinde Ampass vom 22. Nov. bis 30. Dez. 49 Mann mit einem Leutnant.
5) Darüb. Haser (Wörndle a. a. O. p. 65 ff.)



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 804

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.