789 - Kampf bei Meran


Algund und Partschins an. Hinter Tirol gruppierten sich unter Johann und Josef Hofer die meisten Passeirer Kontingente und Frischmanns Landstürmer aus dem untern Vintschgau. Zur Linken standen llmer und Haspinger mit den Mannschaften von Schenna und Mais. Ihnen war die besondere Aufgabe zugewiesen, dem Feinde die Strasse nach Bozen zu verlegen. Es waren gegen 4000 Mann, denen der Feind in beiläufig gleicher Stärke gegenüber war.

Rusca hatte den Kiechlberg wieder mit einem Bataillon Neapolitaner besetzt. Ihnen galt der erste Angriff des tirolischen Zentrums. Unbekümmert um das Feuer der Geschütze, die vom sogenannten Spatzenturm und von Grätsch ihre Geschosse in die Höhe spien, verdrängten die Passeirer die Welschen von der obersten Kuppe, dem Segenbühel. Aber von ihnen unbemerkt, erstieg die Kolonne des Obersten Boy die Stufe der Zenoburg und bemächtigte sich des Schlosses Tirol. Die kaum erst errungenen Vorteile mussten die Bauern preisgeben. Heißer Kampf wogte um die alte Stammfeste des Landes. Brachten sie auch den Gegner wiederholt zum Weichen, so mussten sie endlich auf das rückwärts liegende Haslach sich zurückwenden. Das Eingreifen eines frischen Grenadierregimentes zerriss auch noch den Zusammenhang mit dem rechten Flügel, und so sah sich das bäuerliche Zentrum, allmählich gegen Kuens weichend, in die Defensive gedrängt. Da kam ihm von den beiden Flügeln Erleichterung. In den Nachmittagsstunden hatten die Franzosen auch dem Flügel auf der Schennaer Seite sich zugewendet. Über den „stücklen" Steig suchten sie die Höhe zu gewinnen. Haspinger warf sich ihnen entgegen und trieb sie über den steinernen Steg auf das rechte Passerufer. Damit bedrohte er Boys Flanke. Thalguters rechter Flügel war tagsüber durch General Bertoletti beschäftigt, da derselbe die Marlinger Brücke forcieren wollte, um die Verbindung mit Vintschgau abzuschneiden. Er fand den Übergang abgetragen und musste vor dem ununterbrochenen Kugelregen der jenseits postierten Schützen von seinem Vorhaben abstehen. Kaum bemerkten sie, dass der General sich zum Abzug anschicke, so balancierten die Kecksten aus ihnen über die noch stehenden Dillenbäume, um die Verfolgung aufzunehmen. Sogleich waren sie selbst die Verfolgten und büssten die Verwegenheit mit dem Tod im reißenden Fluss. Aber die glückliche Abwehr Bertolettis ermöglichte es den herannahenden Obervintschgauern, sich mit ihren Landsleuten zu vereinigen. Nun fühlte sich Thalguter stark genug, um dem noch immer in harter Verteidigung ausharrenden Zentrum heiß ersehnte Hilfe zu bringen. Schon beginnt sich die Nacht herabzusenken. Es ist sieben Uhr. Thalguter führt seine Leute auf die Höhe und nähert sich der französischen Aufstellung bei Tirol. Er und die Freunde im Zentrum, durch Mordtaten der Soldaten an wehrlosen Bewohnern des Dorfes Tirol zum äußersten entflammt, holen zum letzten

Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 789

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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