755 - Entschluss zum Frieden


stimmte zu ; sogleich aber drängten sich ihm die Fragen auf, wer wohl den Sandwirt dazu bestimmen und die schwere Mission nach Villach übernehmen würde. Nur in Danei schienen ihm die nötigen Vorbedingungen, Sprachkenntnis und Einfluss auf Hofer, vereinigt. Er drang also in den Freund, sich dem Geschäfte zu unterziehen, und dieser zeigte sich willig, wenn ihm Sieberer an der Seite bleiben wollte. 1) Unter gegenseitigem Handschlag schlossen sie eine Art Bündnis zur Rettung des Heimatlandes. Nun galt es, den Sandwirt zu bekehren. Mit Tagesanbruch suchten sie ihn auf. Sie trafen ihn in Steinach in zahlreicher Gesellschaft. Nicht allein die bäuerlichen Hauptleute umgaben ihn, sondern auch jene Bezirksdeputierten, die, seinem Rufe folgend, sich zu gemeinsamer Beratung um ihn eingefunden hatten. Das Freundespaar erschöpfte sich in allen möglichen Vorstellungen, um Hofer zur Niederlegung des Kommandos zu bewegen. Am Adjutanten Purtscher, am Richter Mörl und an dem wieder zurückgekehrten Holzknecht fanden sie gesinnungsverwandte Mithelfer. Wie auf Hofer, den sie alsbald willig fanden, redeten sie auch auf die anderen kräftig ein. Nur von einem der Anwesenden, von Haspinger heißt es, dass er Widerspruch erhoben habe. Er soll aber mit energischen Worten zum Schweigen verwiesen worden sein. 2) Als Danei bemerkte, dass die Mehrheit der Versammlung sich zum Frieden neige, suchte er den bisher wortkargen Sandwirt zum Sprechen zu bringen mit

1) Daneis Bekehrung zum Frieden hat mancher abträglich beurteilt. Delama schreibt: Danei sei von den Städtern für den Frieden gewonnen worden. Solang er ein Kommando geführt, sei er für den Kampf gewesen. Erst darnach habe der „Grossprecher" den „wetterwendischen Wechsel" vollzogen und sich dadurch bei den österreichischgesinnten verdächtig gemacht. A. G.
2) Haspinger hat in seinen Aufzeichnungen den Vorgang offenbar stark abschwächend behandelt, er erzählt: „Ich eilte (1. Nov.) nach Steinach zu Hofer. Da fand ich alle niedergeschlagen und hörte, dass Österreich Frieden geschlossen habe. Ich war davon wie vom Donner getroffen. Ich musste mich etwas zurückziehen, um meinem Herzen Luft zu machen. Hofer zeigte mir eine Schrift, ich kannte die Schrift nicht. Er befahl mir, die Leute zum Frieden zu mahnen. Manche gingen auch schon fort, andere stampften mit den Füssen. Ich musste es also dem Schicksal wie jeder andere überlassen. Da kamen aus der ganzen Gegend viele Abgeordnete zu Hofer und fragten, was zu tun sei. Sie wollten, dass auch ich bei der Beratung sei. Ich wollte nicht mitsprechen, indem ich sagte, das sei nicht mein Geschäft, ich könne für das Land nicht gutstehen. Aber ich setzte bei, wenn Österreich Frieden gemacht hat, so müssen wir uns schnell unterwerfen; wenn aber die Schrift unecht ist, wie einige sagen, müssen wir uns wehren." Danei nennt Haspinger ausdrücklich als denjenigen, der lauten Einspruch erhob. Türk nennt Haspinger nicht bei Namen, er erzählt von einem jungen Geistlichen, welcher sich exzessiv benommen habe. Eine Aufzeichnung über einen Besuch bei Haspinger in Salzburg am 21. Dez. 1854 enthält die Angabe: „Wir fragten ihn über Danei. Haspinger war sehr aufgebracht über diesen Prahlhans, der nur mit dem Maul gefochten habe. Er habe demselben in der Versammlung der Hauptleute (also wohl in Steinach) wiederholt ins Gesicht gesagt: Du Maulreißer, red nur kein Wort, du bist ein Vaterlandsverräter und Spitzbube." A. G. Ähnlich äußert sich auch Dipauli.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 755

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.