740 - Nochmals eine österreichische Sendung


Prinz Ludwig wagte mit seinem Gefolge einen Aufklärungsritt auf die Wiltener Felder; aus den Schanzwerken am Isel prasselten alsbald Geschosse, vor denen sich die Kavalkade in die Vorstadt zurückzog. Der Besuch der Bayern an diesem Tage in Innsbruck gestaltete sich zu einem bloßen Rekognoszierungszug. Denn am Abend verließ das ganze Militär die Stadt in der Richtung gegen Hall. Man wird da an die humanen Absichten des Kronprinzen zu denken haben, welcher hoffen mochte, die vor den Augen der Bauern entwickelte Streitmacht würde dieselben zur Besinnung bringen. 1) Wer von den Mitgliedern der Landesadministration vorgefunden wurde, musste den abrückenden Truppen als Geisel mitfolgen.

Am gleichen Tag näherte sich eine bayrische Truppe unter Oberndorf über Mittenwald dem Scharnitzpass. Die dortige Besatzung ließ sich gänzlich überraschen und gab bis auf 150 Mann Fersengeld. Scharnitz brannte von neuem. Erst auf dem Wege nach Seefeld stießen die Soldaten auf jene Landstürmer, die sich von Firler getrennt hatten und den feindlichen Oberst zwangen, vorläufig in Scharnitz beobachtend stehen zu bleiben. 2) Auch bei Reutte beging man feindselige Akte. Die Feier des Friedensschlusses in Füssen beantworteten die Tiroler mit einem Ausfall, wurden aber zurückgetrieben, und das Zollgebäude in Weissenhaus wurde eingeäschert. 3)

Wenn man in Steinach eine zuversichtliche Sprache führte, so mag daran das Erscheinen eines Mannes seinen Anteil haben, der wieder österreichische Subsidien brachte. Es war einer der im Juli Ausgewanderten, Heinrich von Vintschgau. Ihm hatte Teimer 30 000 G. „ärarisches Geld" in Bankozetteln eingehändigt, um sie gleichfalls bei Giovanelli zu deponieren. Schon in Lienz musste er mehr als ein Drittel zu Defensionszwecken in Wörndles Händen lassen und auf dessen Befehl statt nach Bozen nach Steinach gehen, wo er die noch übrigen 18 000 G. dem Sandwirt übergab. 4) Regnet es nicht, so tröpfelt es doch, mögen sich die Bauern gedacht haben. Jedenfalls bestärkte solch ein Geldbote die Meinung, man habe sich auch weiterhin noch zu wehren. Wiederholte Aufmahnungen brachten zahlreiche Trupps herbei, so dass der Sandwirt bis nach Bozen um Kornlieferungen schreiben musste. Eben ein solcher

1) Dieses Motiv ist auch bei Völderndorff II, 387 angedeutet.
2) Chron. v. Seefeld a. a. O.
3) Falgersche Schriften in Elbingenalp. Staffler II, 307 gibt das unrichtige Datum (14. Okt.) anstatt 24.
4) Vintschgau an Giovanelli d. ä. Meran 21. Okt. A. G. V. entschuldigt sich: „Ich musste den Vorgesetzten gehorchen, und konnte nicht mit ihnen raufen." Auch die Mém. de Mais berichten das Einlangen der 18000 G. bei Hofer „was auch als Zeichen galt, dass Österreich die Fortsetzung des Kampfes wünsche". Wörndle an Martin Schenk, 25. Okt.: „Ich glaube, dass der Feind jetzt mehr durch List, z. B. durch erdichtete Friedensgerüchte, als durch Übermacht vorzugehen sucht." M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 740

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.