662 - Stockung aller Einnahmen


war der Erfolg, besser gesagt der Misserfolg.1) Nicht viel mehr erzielte der Sandwirt, als er noch in den letzten Stunden seines Regiments an die Stadt Innsbruck herantrat wegen eines Darlehens von 10 000 G. Wieder berief man sich auf die Unmöglichkeit. Der Oberkommandant wollte keine Ausrede gelten lassen. Es kam zu sehr gereizten Reden. Der Fürsprache eines Kapuziners hatte es der Stadtrat zu danken, dass die Forderung auf 2000 G. ermäßigt wurde.

Mit der politischen Zentralstelle war auch eine Zentralkasse errichtet worden, die nach Hofers Verlangen einen bestimmten, zu seiner Disposition stehenden Vorrat stets bereit halten sollte. Zu diesem Zweck erging von der Generaladministration an die Finanzdirektion des Innkreises der Auftrag, es seien sogleich 3000 G. abzuliefern, und künftig sei es mit allen Staatsgefällen überhaupt so zu halten. Die Kreisbehörde war entsetzt über solchen Befehl. Die geforderte Summe wurde zwar abgegeben, aber mit dem Bemerken, dass der Kreiskasse nur noch 1700 G. verbleiben, ein Betrag, so lächerlich klein, dass sie auf die Erfüllung ihrer Obliegenheiten verzichten müsse. Bleibe es bei der Überweisung aller Einnahmen an die Zentrale, so entbehre die Kreiskasse jeglicher Dotation und müsse auch ihre Lasten auf jene übertragen. Die Gefälle der Maut, des Branntweinaufschlages, der Bergwerke und der Post mögen in die Zentralkasse fließen, aber von den Kreisen könnten doch nur die Überschüsse in dieselbe eingeschüttet werden. Die Generaladministration hat darauf eine Korrektur ihrer Weisung im Sinne dieser Vorstellung vorgenommen. 2)

Es gab nicht wenig Rentämter, welche seit Anfang April nichts mehr eingenommen hatten. Die Georgisteuer war noch nicht bezahlt. Wiederholt setzte der Oberkommandant seinen Namen unter Proklamationen, die entweder schon Hormayr hinausgegeben oder die in der Kanzlei der Hofburg komponiert waren, voll eitriger Zusprache und väterlicher Erinnerungen des Volkes an seine Pflichten. .Alle öffentlichen, auch noch so dringenden Staatsanstalten, so heißt es in einer, sind gehemmt. „Die Seelsorger, Beamten, Pensionisten und Provisionisten sind dem drückendsten Elend preisgegeben. Nicht nur arme Witwen und Waisen, Exreligiosen und Exnonnen, sondern auch selbst Familien, die sonst wohlhabend waren, 3) und die milden Orte, besonders die Spitäler, darben in der äußersten Not." Wie dem Ärar erging es jedem, der Forderungen zu erheben hatte, waren es Grundzinsen, Zehenten, Pachtgelder oder Kapitalinteressen. Von

1) Der Bürgermeister ließ Tabellen kursieren. Von den 38 Beamten der Stadt zeichneten 9 einen Beitrag von 3—6 G. Die meisten entschuldigten sich mit Armut. Ein Kreisrat trug ein: „Wenn ich den seit Juni mir schuldigen Gehalt bekomme, werde ich etwas beitragen." Ein anderer: „Vermögenslos und derzeit ohne Gehalt." J. St.
2) Aktenwechsel zw. d. Finanzdirektion und Administration 5. u. 9. Sept. Ebend.
3) Zinszahlung für die Landesschulden erfolgte nicht mehr.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 662

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.