405 – Hormayr in Innsbruck am 13. Mai


auch auf unserer Seite ist man nicht weniger hart. Überhaupt ist die Erbitterung gegenseitig groß, und ich fürchte, das Betragen in Tirol wird schrecklich werden und durch Befehle kaum zu mildern sein." Nur fünf gefangene Bauern wurden in Kufstein eingebracht, es waren die einzigen Gefangenen „weil selten Pardon gegeben wird". 1) Bräuhaus und Wirtschaftshof am Mühlgraben beim Kaiserturm wurden durch Granaten in Brand geschossen, weil ihr Besitzer, den Bayern als Landsturmhauptmann bekannt war. Deroy überlegte einen Augenblick, ob er den Weitermarsch antreten sollte. 2) Chastelers Niederlage gab ihm das Zeichen zum Aufbruch von Kufstein, bei Rattenberg konnten sich die beiden Divisionen vereinigen. Die Straße dahin fand Deroy wie ausgestorben, keine Spur mehr eines Widerstandes oder einer Beunruhigung. 3) Mit Befriedigung erstattete er dem Herzog von Danzig die Meldung, dass er von einer tirolischen Gemeinde schon die Erklärung ihrer Unterwerfung und der Auslieferung ihrer Waffen besitze. Es war die Gemeinde Thiersee, die, ein ganz vereinzeltes Beispiel, in kleinmütiger Eilfertigkeit um Vergebung bat. 4)

Als Hormayr zu seiner Expedition nach Bayern in die Scharnitz abging, wähnte er den Nordosten des Landes noch ungefährdet. Nur über Jellachichs Verhalten, das er einer Rivalisierung mit Chasteler zuschrieb, ärgerte er sich weidlich und betrieb beim Erzherzog seine Abberufung. 5) Aber die Nachricht vom Einbruche Lefebres rief ihn nach Innsbruck zurück. Er traf die Stadt in starker Aufregung. Die Häftlinge des Zuchthauses hatten die bürgerlichen Schildwachen überwältigt, waren

1) Bericht Weinbachs an Hompesch, Zell bei Kufstein 13. Mai. M. St. Finanzrat Weinbach begleitete die Truppen als bayrischer Zivilkommissär. Seine Briefe sind eine erstklassige Quelle.
2) Weinbach meldet: „Von Lefebre haben wir noch keine Nachricht. Wenn er sich zurückzieht, so werden auch wir unsere Stellung verlassen."
3) Weinbachs Bericht vom 16. Mai.
4) Am 13. Mai richten „Sämtliche Bittsteller des Viertls Thiersee" an Deroy eine Schrift, worin sie versichern, nur unter dem Druck der Oberländer die Waffen gegen Bayern erhoben zu haben. „Es wurden dem Land vom österreichischen Kaiser die schönsten Versprechungen gemacht, wir haben, dazu gezwungen, darauf gehorcht." — Zwei Ortsangehörige, Benedikt Hofer und Jos. Leitner, suchten die Gemeinde in München vor dem König zu reinigen. Ob solcher Haltung wurden dieThierseer von den Tirolern als „Auswürflinge " gescholten. Nach dem Abzug der Bayern mussten sie mit ihren Landsleuten wieder mittun. Insgeheim richteten sie (1. Juli) weinerliche Entschuldigungen an den König, wo sie versichern, sie stünden mit den bayrischen Vorposten in bestem Einvernehmen und machten „Patrolen nur pro forma". Gerade indem sie wieder zu den Waffen griffen, könnten sie den Bayern gute Dienste leisten. Aber diese ihre Eingabe möge der König recht geheim halten und nicht etwa in einer Zeitung veröffentlichen. (Unterzeichnet von 4 Thierseer Bauern) M. St.
5) Hormayr an E. Johann 11. Mai. J. M. Hormayr dankt hier für die Verleihung des Titels eines Legationsrates, „welcher in der Tat durchaus ein Bedürfnis des Dienstes war, um gegenüber den bayrischen Beamten auftreten zu können". — Das Urteil Hormayrs über Jellachich, so notiert E. Johann in seinen Denkwürdigkeiten, war „richtig aber zu scharf".



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 405

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.