370 - Freude am kaiserlichen Hoflager


den entscheidenden Schlag geführt und damit vor aller Welt den kräftigsten Beweis gegeben, dass sie wieder ein Teil der Monarchie sein wollen, unter welcher sie durch Jahrhunderte glücklich waren. „Ich bin durchdrungen von euren Anstrengungen, ich kenne euren Wert. Ich zähle auf euch, ihr könnt auf mich zählen, und mit göttlichem Beistand soll Österreich und Tirol immer so vereinigt bleiben, wie es eine lange Reihe von Jahren hindurch vereinigt war." Durch die Ereignisse des 12. und 13. April hielt der Kaiser den Besitz des Landes für so gesichert, dass er es nicht bei einem durch die Intendantschaft zu schaffenden Provisorium bewenden, sondern die Regierungsorganisation, wie sie 1805 bestanden, sogleich wieder aufleben lassen wollte. Nach dem glänzenden Beweise der Tiroler, so schrieb er an Erzherzog Johann, möchte durch eine regelmäßige Geschäftsführung für Ruhe und Ordnung im Lande gesorgt werden. Im alten Stile soll Gubernium, Appellationsgericht und jede andere Behörde wieder hergestellt werden. Schon beschäftigten ihn Personalfragen. Aus drei Männern, Baron Hackelberg, bisher im Dienste im Lande ob der Enns, „das auch viele Eigenheiten hat", Baron Moll und dem früheren tirolischen Statthalter Graf Bissingen, wollte er die Auswahl treffen zum Gouverneursposten. Ich will, schreibt er, diese Stelle nicht zweckwidrig, aber schnell besetzen. Bissingen schien ihm der geeignetste. Johann sollte darüber urteilen und wenn auch er Bissingen empfehlen könnte, denselben ohne weiteres instruieren, damit er sich bereit halte. 1) Dies alles verordnete der Kaiser in einem Zeitpunkt, da er seine Armee unter Karl in erfolgreichem Vordringen gegen Napoleon und dessen Generale wähnte.

Den ersten Bericht aus Tirol erhielt der Kaiser vom Kronenwirt Straub in Hall. Kaum in Innsbruck eingetroffen, forderte Oberstleutnant Taxis den Kronenwirt auf, sich als Siegesbote an das Hoflager zu begeben. Straub verwies auf seine augenblickliche Unentbehrlichkeit und designierte seinen Adjutanten Zemmer, 2) dem er auch schriftlichen Bericht mitgab. 3) Daraus erklärt sich, dass beim Kaiser und seiner

1) Kaiser an E. Johann, 19. April. A. J. Johann bemerkt dazu: „Dieser Antrag des Kaisers war nicht zeitgemäß, wo der Krieg kaum angefangen hatte. Damals war es Sache Chastelers und Hormayrs, das Land zu führen und dabei bewährte Männer zu gebrauchen."
2) Straub in seiner Biographie.
3) Dieser Bericht Straubs kursierte auch in Abschriften. Nach Erzählung der Kämpfe bei Innsbruck fährt er fort: „Kleine versprengte Korps könnten wir wohl noch zu sehen bekommen. Aber sie sollen uns nur kommen die Gotteslästerer, Kaiserschimpfer, Kirchenräuber, Beutelschneider und Bauernschinder, wir wollen sie schon begrüßen und an die kaiserlichen Vorposten abliefern. Ich bitte kniefällig um Unterstützung für uns arme Tiroler. Die Verteidigungsanstalten in unserm Landl hat noch keiner erfunden. Ich werde aber, wenn es Seine Majestät erlaubt, fleißig und getreu sorgen und berichten (geschrieben ist: bewirken), wenn Seine Majestät einem Tiroler Wirt und Bauer Glauben beimessen will. Wenn Tirol nach meinem Kommando eingerichtet werden dürfte, so mag Bonaparte mit seiner Räuberbande schon kommen, ich will ihm seine Siege schon auf seinen falschen Buckel klopfen. Ganz Tirol dankt Gott und der Mutter Gottes und allen Waffenbrüdern, dass wir den Sieg errungen und wieder, Gott sei tausendmal Dank, unter Seiner Majestät allergnädigste Regierung gekommen sein. Fortunatus Seitz, Josef Seitz und Josef Baumgartner waren meine getreuen Ordonnanzen." Abschrift, die ein Augsburger durch einen Reisenden von Wien bekommen hat. M. St. Auch angeführt bei A. Beer, Zehn Jahre österreichische Politik, p. 371.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 370

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.