230 - Fortgesetzte Verbindungen des Erzherzogs


Hoffnungen auf Österreich und gossen Öl in die Flammen des Bayernhasses. 1)

Solche Verbindungen zwischen Tirol und dem Erzherzog bestanden seit dem Übergang an Bayern. Johann konnte, wie er selbst erzählt, den Verlust nicht verschmerzen und lebte in der Hoffnung, dass sich unter geänderten Verhältnissen die Vereinigung mit Österreich vollziehen werde. Deshalb, so sagt er, unterhielt ich Beziehungen mit Männern, welche gegen Österreich treu blieben, es entspann sich ein Briefwechsel in der Form von Familien- und Geschäftsangelegenheiten in sehr einfacher Art, oft nur verständlich für denjenigen, welcher den Schlüssel dazu besaß. Die Lage des Zillertals, das zu Salzburg gehörte, gleichsam im Herzen Tirols, erleichterte nicht nur diese Korrespondenz, sondern gewährte auch die Möglichkeit, dass Boten und andere Leute leicht bis Innsbruck gelangten und ebenso leicht wieder zurückkommen konnten. „So erfuhr ich alles, was im Lande vorfiel und konnte darüber auch dem Kaiser und Stadion mitteilen. Dabei blieb es nicht, es bildete sich durch das ganze Land eine Kette treuer Männer, welche, da die Wirte, wo die Leute meist an den Feiertagen zusammenkamen, einverstanden waren, die Gelegenheit zu unauffälliger Rücksprache und durch ihre Geschäfte in mannigfacher Verbindung jener Kette ununterbrochenen Zusammenhang gaben. Die Tiroler, welche in Wien und Graz sich aufhielten, beförderten die Sache eifrig, besonders Steger in Wien." 2)

Geraume Zeit entbehrte die bayrische Regierung greifbarer Spuren dieser Beziehungen. Das wusste sie allerdings, dass der Erzherzog wegen seiner Popularität und des vorzüglichen Interesses, das er stets für das Land bekundet hatte, in demselben viele Verehrer zählte. 3) Deshalb erfüllte es die Regierung mit einem gewissen Unbehagen, wenn Johann auf seinen Bereisungen sich der Landesgrenze näherte. Lodron ließ Untersuchungen anstellen über Gespräche, die der Prinz bei einer solchen Tour mit bayrischen Untertanen pflegte, die sich ihm auf salzburgischem Boden vorstellten. Man brachte heraus, dass wirklich einige Tiroler Bauern, darunter ein gewisser Fiechter, der 1805 als Hauptmann gedient hatte, nach Mittersill

1) So schreibt Steger aus Wien 18. Okt. 1806: „Von Wiener Neuigkeiten weiß ich nichts, als dass man eure Erlösung bald hofft. Das sagt man allgemein und wünscht den Frieden, dass wir ausschnaufen können. Dass bayrische Truppen Tirol verlassen haben, hörten wir. Schlagt sie tot, wenn sie wieder kommen. Die Franzosen sollen von den Preußen schon tüchtig karwatscht worden sein (von der Schlacht bei Jena, 14. Okt., hatte der Briefschreiber offenbar noch keine Kunde), recht geschieht ihnen." Der Brief war gerichtet an den Förster Matthias Rothenbucher in Brixen, welcher später seine Beziehungen zu Steger dem Freiherrn von Aretin einbekannte. M. St.
2) Johanns Aufzeichnungen. A. J.
3) Arco an den König, 7. Febr. 1807. J. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 230

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.