229 - Teimer und Steger


Ratgeber konnte das nicht befriedigen. Vor lauter Überlegen werde die Zeit dahingehen, während Bayern die Tiroler „äußerst fein" herumkriegen wird. Mit „allen Pfiffen", welche der gerade Tiroler nicht kenne und für bare Münze halte, werden die Bayern die mit Österreich verbindenden Fäden zerreißen, und dann werde sie „in unsern Zeiten und bei unserer Denkungsart" keine Seele mehr anknüpfen. 1)

Mit Teimer unterhielt sich der Erzherzog auch mündlich über die Lage in Tirol und ermunterte ihn, mit gutgesinnten und angesehenen Landsleuten Verbindungen zu suchen. Teimer schrieb an Dipauli, Josef v. Peer, Dr. Stainer in Schlanders und an Kahl in Bruneck. 2) Nur der letztgenannte ließ sich in eine Korrespondenz ein. Dunkel ist Kahls Versicherung, er habe bereits „die Liste der für den Erzherzog in der Stille vereinigten Scharfschützenkorps unterlegt". Desto deutlicher ist seine Schilderung: „Die allgemeine Stimmung ist ganz gegen Bayern und nur für Österreich. Die bereits geschehene sowie die jüngst angekündigte gänzliche Umwälzung der alten Verfassung Tirols, an welcher Bayerns König kein Jota zu ändern teuer versprochen hat, erzeugt bei den Tirolern das größte Missvergnügen, Hass gegen den König, den Wunsch nach schneller Erlösung, wozu das ganze Land alles mögliche, koste es was es will, auf den ersten Wink beizutragen sich verschworen hat." 3)

Der Viehhändler Adam Eder von Strass soll auf seinen Reisen wiederholt bei Johann vorgesprochen haben und schon 1807 von ihm mit den Worten entlassen worden sein, Tirol werde nicht lange bayrisch bleiben, sondern wieder kaiserlich werden, es mag gehen, wie es will.

Derjenige, welcher, vom Erzherzog angeeifert, wohl am häufigsten seine Feder in Bewegung setzte zur Förderung des Nachrichtendienstes mit Tirol, war Anton Steger. In den Jahren 1796 — 1801 diente er bei verschiedenen Kompagnien (Brixen, Bruneck, Bozen, Taufers) und erwarb sich, als Gemsenjäger mit der Natur des Hochgebirges vertraut, ebenso wertvolle Orts- wie Menschenkenntnis. Sein Lohn war die Bestellung zum kaiserlichen Büchsenspanner. Der Krieg des Jahres fünf rief ihn wieder nach Tirol, von wo er erst im April des folgenden Jahres nach Wien zurückkehrte. Alsbald entrollte er vor dem Erzherzog ein Bild Tirols in dem Augenblick, da er es verlassen: das allgemeine Missvergnügen über die neue Herrschaft und den überall gehörten Wunsch, dass Tirol wieder kaiserlich werde. Johann befahl ihm fleißige Korrespondenz, und nun gingen seine Briefe ins Pustertal, Wipp- und Passeiertal. Sie nährten die

1) Ders. an dens., 1. Okt. 1807. A. J.
2) Als Vermittler einer Korrespondenz zwischen Wien und Bozen entdeckte Hofstetten einen ehemaligen Gärtner Tschoguel von Bozen, der 1808 in Schönbrunn bedienstet war. Aretin an den König, 15. März 1809. M. St.
3) Teimer an E. Johann, 8. Sept. 1807. A. J.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 229

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.