Karl Schandl - Ein vergessener Mitkämpfer Andreas Hofers


Von Dr. R. Granichstaedten-Czerva

Zu den bisher unbekannt gebliebenen Helden des Jahres 1809 ist auch Karl Schandl zu zählen. Er war am 17. September 1789 als Sohn des Romedius Andreas Schandl, Pfleger des Sternbergschen Patrimontalgerichtes Thaur, und der Maria Theresia Recheis in Thaur Nr. 142 geboren. Die Familie Schandl stammt ursprünglich aus Mittenwald in Bayern, wo ein M. Schandl, des „inneren Ortes und Marktes Richter" am 2. März 1650 vom Palatinsgrafen Michael von Danzberg einen Wappenbrief erhielt. Die Schandl wanderten im Jahre 1692 nach Thaur; Josef Anton, geboren 1702, war von 1720 bis 1764 Gerichtsschreiber, dessen Sohn Romedius, geboren 1752, war Richter und Pfleger in Thaur, wo er 1802 starb. Romedius' Sohn Karl zog im Jahre 1809 als Hauptmann der 2. Kompagnie von Thaur ins Feld und erhielt nach Kriegsende vom Kommandanten Martin Firler in Hall ein Tapferkeitszeugnis. Er studierte dann Jus an der Universität Innsbruck, später (1810 bis 1812) in Erlangen, wo er eine Tiroler Landsmannschaft begründete. Nach Abschluss der Studien kam er nach Tirol zurück, diente als Landrichter in verschiedenen Orten, wie Thaur, Silz, und Wilten-Sonnenburg, wo er 1848 eine Schützenkompagnie gegen Italien zusammenstellte. Zu dieser Zeit wurde ihm auch ein Mandat für das Frankfurter Parlament angeboten, das er aber unter Hinweis auf sein geschwächtes Augenlicht ablehnte.

Karls Schwester Josefa Schandl war mit dem angesehenen Kunstmaler (Nazarener) Pernlocher in Thaur vermählt. Die Pernlocher sind ein altes Thaurer Künstlergeschlecht, aus dem auch der Salzbergarbeiter Michael Pernlocher stammt, der am 12. April 1809 bei der Haller Brücke durch einen kühnen Angriff die Napoleonischen Truppen zur Kapitulation zwang (Akt im Wiener Staatsarchiv) und hierfür vom Kaiser später (16. August 1841) eine Pension von 300 Gulden erhielt. Michael Pernlocher diente als Verpflegsoffizier vom 20. August bis 2. September 1809 im Unterinntal, amtierte zuerst in Rattenberg, dann in Wörgl und wurde von Andreas Hofer am 3. September dem Verpflegskommissariate St. Johann im Pongau zugeteilt, dessen Leitung Leopold Krainer aus Hall inne hatte. Zu dieser Familie gehörte auch Franz Pernlocher (geboren 1809, gestorben 8. Juli 1888 in Thaur), der ein gesuchter Krippenschnitzer und Maler war, und dessen Sohn Franz Pernlocher (geboren 22. Ottober 1847) (Schüler Plattners), der sich als Historienmaler betätigte (am Schandlhofe in Thaur).

Eine andere Schwester Karls, Julianne Schandl (geboren 1796) war (seit 3. November 1824, Innsbruck) mit dem berühmten Tiroler Komponisten Johann Baptist Gänsbacher (geboren Sterzing, 8. Mai 1778, gestorben 13. Juli 1844 in Wien) verehelicht. Sie starb 1868 in Wien. Auch Gänsbacher war ein Freiheitskämpfer des Neunerjahres, er lernte seine Frau im Hause der Gräfin Wolkenstein in Innsbruck kennen.

Karl Schandl, der mit Therese von WalIpach-Schwanenfeld vermählt war, starb am 3. April 1853 in Thaur als Vorstand des Bezirkskollegialgerichtes Imst, im Hause Nr. 183. Sein Sohn Rudolf starb am 28. Jänner 1876 als Landesgerichtrat in Bozen, sein Enkel Dr. Karl Schandl lebt, als Hofrat des Innsbrucker Oberlandesgerichtes i. P., in Innsbruck. Der Landesverteidiger Karl Schandl darf mit dem in der Literatur über das Jahr 1809 vorkommenden „Schandl", der richtig Johann Penz (geboren 19. Juni 1762, Navis, gefallen 11. April 1809 in Wilten) hieß, nicht verwechselt werden.



Quelle: Rudolf von Granichstaedten-Czerva, Ein vergessener Mitkämpfer Andreas Hofers, in: Tiroler Heimatblätter, Monatshefte für Geschichte, Natur- und Volkskunde, 9. Jahrgang, Heft 12, Dezember 1931, S. 415 - 416.

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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